WM-Splitter: Leistung und Gegenleistung

| 24. Juli 2014 | 0 Comments
In der Ukraine zahlt ein Sportakrobat 1.000 Euro Strafe, wenn er es nicht ins Finale schafft. Das habe ich am Rande der Weltmeisterschaft von der ukrainischen Damengruppe erfahren. Das Trio hat es nämlich nach einem bösen Zusammenbruch einer Pyramide in Balance erwischt. (Die Ukraine war generell ziemlich schwach dieses Mal, aber die hat zurzeit ja auch wirklich andere Probleme.) WM-Anekdote und Denkanstoß.
Typisch Profisport!?
Könnte man meinen. Angesichts eines „Gehalts“ von 140 Euro im Monat für die ukrainischen Studentinnen kann jedoch von Profisport fast nicht die Rede sein. (Nebenbei bemerkt: Wer die Berichterstattung der FIG verfolgt hat, hat gelernt, dass von Profisport in der Sportakrobatik fast nirgendwo gesprochen werden kann: Der Untermann des amerikanischen Bronze-Mixed-Paares arbeitet beispielsweise für T-Mobile, eine der Unterfrauen des britischen Weltmeister-Trios bei der Royal Bank of Scotland.)
Hat nun so ein knallharter Vertrag also vielleicht gar nichts mit Profisport zu tun, sondern lediglich mit erfolgsorientierter Führung der Nationalmannschaft?
In Deutschland gibt es – Gott sei Dank – keine solch drakonischen Zielvereinbarungen zwischen dem DSAB und seinen Sportlern der Nationalmannschaft. Es bekommt auch niemand ein Gehalt.
Aber immerhin erhalten ja doch die meisten vom DSAB eine finanzielle Unterstützung für ihren WM-Start, wenn auch eine überschaubare. Lediglich die 11-16-Jährigen tragen die kompletten Kosten selbst. Das Problem: Die Deutschen reichen mit ihren Leistungen auch nicht an die Weltspitze heran. Und die Frage liegt nahe, wie man das Leistungspotenzial etwas stärker ausreizen könnte, falls man dies überhaupt ernsthaft will.
Sollte der DSAB mit der Nominierung von seinen Sportlern eine gewisse Gegenleistung fordern? Sollte beispielsweise die Höhe der Selbstbeteiligung vom Erfolg abhängig sein? Immerhin schenkt der DSAB seinen Sportlern neben der finanziellen Unterstützung ja vor allem sein Vertrauen, Deutschland vor der Welt zu repräsentieren. Nichts weniger als der Ruf der deutschen Sportakrobatik steht da auf dem Spiel.
Die Gegenleistung für die Nominierung und die finanzielle Unterstützung muss ja nicht einmal in einem gewissen Resultat bestehen – auch wenn eine Verknüpfung von Platzierung und Höhe des Zuschusses auch in Deutschland bereits diskutiert wurde –, eine seriöse Vorbereitung wäre ja schon einmal ein Anfang: In einer schriftlichen Vereinbarung könnte der Bundestrainer seinen Athleten zum Beispiel individuelle Trainingspläne als Hausaufgabe mitgeben und ein Mindest-Trainingspensum in den Wochen vor der WM vorschreiben. Mit Verlaub hatte ich den Eindruck, dass nicht jeder die WM gleich ernst genommen hat…
Allerdings würde mit der auch nur stichprobenhaften Überprüfung dieser Inhalte der DSAB sehr schnell an seine Grenzen stoßen, aber Laktattests oder Leistungskontrollen wären hier sicher gute Indizien, ob so eine Abmachung erfüllt wurde.
Oder eben dann doch bestimmte Platzierungen oder Wertungen bei der WM?
Aber da stoßen wir in Deutschland auf ein viel grundlegenderes Problem: Weiß jemand, welches Ziel sich der DSAB für die WM gesteckt hat? Vermutlich gar keines, zumindest ist nichts festgeschrieben, öffentlich jedenfalls nicht. Auch von Zielvereinbarungen mit dem Bundestrainer ist übrigens nichts bekannt.
Verträge mit den Sportlern. Klar und transparent formulierte Ziele. Verrückt? Ich bin selbst unsicher. Aber Deutschland ist nun mal nicht Weltspitze. Da darf man sich nach einer WM schon Gedanken machen und über den Tellerrand schauen, wie es die anderen handhaben. Immer nur Zufriedenheit („Ihr wart super. Wir sind stolz auch Euch.“) bringt ja wohl nichts. Man würde gern von seinen WM-Beobachtungen profitieren, Patentrezepte verraten. Doch man stößt hier rasch an seine Grenzen. Zum Thema Nominierung hatte ich Anfang des Jahres mal das englische Modell skizziert, man bräuchte es nur übersetzen. Vielleicht wären Verträge mit den Sportlern oder wenigstens klar und transparent formulierte Ziele des DSAB auch ein Schritt in die richtige Richtung.

WM-Splitter: Leistung und Gegenleistung

In der Ukraine zahlt ein Sportakrobat 1.000 Euro Strafe, wenn er es nicht ins Finale schafft. Das habe ich am Rande der Weltmeisterschaft von der ukrainischen Damengruppe erfahren. Das Trio hat es nämlich nach einem bösen Zusammenbruch einer Pyramide in Balance erwischt. (Die Ukraine war generell ziemlich schwach dieses Mal, aber die hat zurzeit ja auch wirklich andere Probleme.) WM-Anekdote und Denkanstoß.

Typisch Profisport!?

Könnte man meinen. Angesichts eines „Gehalts“ von 140 Euro im Monat für die ukrainischen Studentinnen kann jedoch von Profisport fast nicht die Rede sein. (Nebenbei bemerkt: Wer die Berichterstattung der FIG verfolgt hat, hat gelernt, dass von Profisport in der Sportakrobatik fast nirgendwo gesprochen werden kann: Der Untermann des amerikanischen Bronze-Mixed-Paares arbeitet beispielsweise für T-Mobile, eine der Unterfrauen des britischen Weltmeister-Trios bei der Royal Bank of Scotland.)

Hat nun so ein knallharter Vertrag also vielleicht gar nichts mit Profisport zu tun, sondern lediglich mit erfolgsorientierter Führung der Nationalmannschaft?

In Deutschland gibt es – Gott sei Dank – keine solch drakonischen Zielvereinbarungen zwischen dem DSAB und seinen Sportlern der Nationalmannschaft. Es bekommt auch niemand ein Gehalt.

Aber immerhin erhalten ja doch die meisten vom DSAB eine finanzielle Unterstützung für ihren WM-Start, wenn auch eine überschaubare. Lediglich die 11-16-Jährigen tragen die kompletten Kosten selbst.

Sollte der DSAB mit der Nominierung von seinen Sportlern eine gewisse Gegenleistung fordern? Sollte beispielsweise die Höhe der Selbstbeteiligung vom Erfolg abhängig sein? Immerhin schenkt der DSAB seinen Sportlern neben der finanziellen Unterstützung ja vor allem sein Vertrauen, Deutschland vor der Welt zu repräsentieren. Nichts weniger als der Ruf der deutschen Sportakrobatik steht da auf dem Spiel. Und Deutschland ist nicht Weltspitze. Da liegt die Frage nahe, wie man das Leistungspotenzial etwas mehr ausreizen könnte.

Die Gegenleistung für die Nominierung und die finanzielle Unterstützung muss ja nicht einmal in einem gewissen Resultat bestehen – auch wenn eine Verknüpfung von Platzierung und Höhe des Zuschusses auch in Deutschland bereits diskutiert wurde -, eine seriöse Vorbereitung wäre ja schon einmal ein Anfang: In einer schriftlichen Vereinbarung könnte der Bundestrainer seinen Athleten zum Beispiel individuelle Trainingspläne als Hausaufgabe mitgeben und ein Mindest-Trainingspensum in den Wochen vor der WM vorschreiben. Urlaub in der heißen Phase der Vorbereitung fällt dann flach…

Allerdings würde mit der auch nur stichprobenhaften Überprüfung dieser Inhalte der DSAB sehr schnell an seine Grenzen stoßen, aber Laktattests oder Leistungskontrollen wären hier sicher gute Indizien, ob so eine Abmachung erfüllt wurde.

Oder eben dann doch bestimmte Platzierungen oder Wertungen bei der WM?

Aber da stoßen wir in Deutschland auf ein viel grundlegenderes Problem: Weiß jemand, welches Ziel sich der DSAB für die WM gesteckt hat? Vermutlich gar keines, zumindest ist nichts festgeschrieben, öffentlich jedenfalls nicht. Auch von Zielvereinbarungen mit dem Bundestrainer ist übrigens nichts bekannt.

Verträge mit den Sportlern. Klar und transparent formulierte Ziele. Verrückt? Ich bin selbst unsicher. Aber Deutschland ist nun mal nicht Weltspitze. Da darf man sich nach einer WM schon Gedanken machen und über den Tellerrand schauen, wie es die anderen handhaben. Immer nur Zufriedenheit („Ihr wart super! Wir sind stolz auf Euch!“) bringt ja wohl nichts. Man würde gern von seinen WM-Beobachtungen profitieren, Patentrezepte verraten. Doch man stößt hier rasch an seine Grenzen. Zum Thema Nominierung hatte ich Anfang des Jahres mal das englische Modell skizziert, man bräuchte es nur übersetzen. Vielleicht wären Verträge mit den Sportlern oder wenigstens klar und transparent formulierte Ziele des DSAB auch ein Schritt in die richtige Richtung.

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Category: WM 2014 in Paris

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