Wir machen mal einen Wettkampf…

| 22. November 2012 | 2 Comments

Gutenbergpokal 2012

Zum 13. Mal fand er nun statt, der Internationale Gutenbergpokal beim SAV in Mainz-Laubenheim. Die Mainzer Presse vernachlässigt unsere nicht-olympische Randsportart recht konsequent, aber auch auf akrobastisch.de ist in einem sehr überschaubaren Bericht lediglich von einer „übersichtlichen internationalen Konkurrenz“ zu lesen. Alle Anwesenden konnten sich ein Bild des sportlichen Geschehens machen. Wie war er aber, der Wettkampf, aus der Sicht eines Beteiligten? Von einem, der – wie einige wenige andere auch – wochenlang einen Gutenbergpokal-Tunnelblick hatte? Was steckt hinter diesem einen Wochenende im Oktober 2012? Aus dem Tagebuch eines Ausrichters. Von Martin Graw.

3. September – noch 6 Wochen
Vorstandssitzung, Thema: Gutenbergpokal – was auch sonst. Die Aufgaben werden verteilt: Klaus kauft Medaillen und Pokale, Antoaneta macht die Starterliste, Sabine und Kerstin das Catering, Gabi die Pässe, Diane und Tine die Stadtführung fürs Team USA, Jörg den Grill, Frank und ich das Büro. Und Martina? Na Martina macht den Rest. Eigentlich alles wie immer, ein eingespieltes Team.
Wieder daheim, es geht los! To-Do-Liste erstellen. Das Hirn fängt an zu arbeiten, zumindest langsam. Der Hallenplan muss angepasst werden, Plakate entworfen werden. Ohje: Ich hatte doch versprochen, die neuen Wertungstafeln bzw. -bücher zu erstellen, mit denen die Kampfrichter ihre Noten anzeigen. Welche Ordner brauche ich dafür? Wie groß müssen die Zahlen sein? Welche Hüllen gibt es? Was hatten wir früher nur ohne Internet gemacht??

Wertungstafel13. September – noch 5 Wochen
Ich werd‘ verrückt: Unsere Hüllen kosten 85 Cent pro Stück, mal 20 pro Ordner, mal 20 Ordner. Macht summa summarum… Nee, das geht nicht. Wieder Internet…
Elternabend der Tochter. Vergessen. Nicht das erste mal. Kann man private Termine in dieser Zeit nicht abschaffen?

15. September
Wertungstafeln: Lösung gefunden, endlich. Amazon. Paypal. Erledigt.
Jetzt die Zahlen: 20 mal 20 macht 400 Zahlen. Drucken. Schneiden, sind 1.600 Schnitte… Viel Arbeit, die Zeit drängt. „Bleib cool!“
Kila kitu itakuva vizuri – Suaheli für: Alles wird gut!

16. September
Zahlen schneiden. Mit dem Schneidebrett geht’s nicht gut, also Cuttermesser und Lineal. Und Kaffee – besser. Aber es dauert.

17. September – noch 4 Wochen
Training in Pfungstadt. Warum muss ich ausgerechnet diese Woche fahren?

18. September
Zahlen schneiden. Kaffee.

20. September
Starterliste formatiert, die erste – wird nicht die letzte gewesen sein.
Und wieder: Zahlen schneiden.

21. September – noch 3 Wochen
Auftritt Schulsportwoche: Sportakrobatik ist einmal mehr das Highlight des Abends.

22. September
Ein großer Artikel über die Schulsportwoche ist in der Zeitung. Sportakrobatik wird wieder einmal nicht erwähnt. Warum auch? Randsportart, nicht-olympisch.
Jahreshauptversammlung Sportakrobatikverband Rheinland-Pfalz. Ab nach Idstein, 80 Kilometer. Gibt es eigentlich Bonusmeilen fürs Ehrenamt? Was hab ich mir dabei nur gedacht? Kann ich nicht auch einfach mal Nein sagen?? „Martin, wolltest Du nicht das Protokoll schreiben?“ „Ja, ja, aber sicher doch…“ Wo war es nur wieder, das Nein?

27. September
Zahlen schneiden, heute mal zur Abwechslung die Roten. Kaffee.

28. September
Kann keine Zahlen mehr sehen.
Kila kitu itakuva vizuri – na hoffentlich.

29. September – noch 2 Wochen
Horst Stephan Pokal. Alles etwas kleiner als beim Gutenbergpokal. Außer der Bericht später, aber das weiß ich noch nicht.
In der Pause mit Frank die letzten Änderungen am Hallenplan konstruiert – mit Pauspapier, wie früher. Mal schauen, ob das im CAD dann auch noch passt…

3. Oktober
Zwei Wochen Urlaub, Feiertag, carpe diem. Zahlen schneiden, was sonst!? Kaffee.
Die Starterliste muss nochmal komplett neu gemacht werden, Usbekistan kommt nicht. Und die Präsentation für den Beamer muss auch noch eingerichtet werden.
Anfrage Antoaneta: Beschriftung der Kampfrichtertische. Hatte ich auch schon überlegt.

6. Oktober – noch 1 Woche
Veranstaltung auf Facebook erstellt, mal neue Wege testen.
Usbekistan kommt doch. Starterliste anpassen? Morgen!
„Wann schreibst Du denn endlich das Protokoll?“ steht in der E-Mail. Ach lasst mir doch meine Ruh‘.
Kila kitu itakuva vizuri.

07. Oktober
Die Anfragen zur Starterliste häufen sich. Also Startliste formatieren, die x-te.
Online stellen. Homepage, Facebook. Geht doch… 🙂

09. Oktober
Anruf Antoaneta: Die Anzüge für die Tochter sind da.
Diane klebt Swarovskis. Ich schneide Zahlen. Kaffee, beide.
Usbekistan kommt doch nicht, endgültig. Schade. Starterliste anpassen, wieder. War auch naiv zu denken, dass ich Tage vorher fertig sein könnte.

10. Oktober – noch 2 Tage
Training. Die Amerikaner sind auch in der Halle – Atmosphäre aufsaugen, Jetlag bekämpfen. Gegenseitiges Beschnuppern. In der Umkleide werden 700 Luftballons mit Kompressor aufgeblasen, verknotet und in Big Packs verstaut. Ein Verein braucht viele Idealist(inn)en.
Mixed Paar USA20 Uhr: Es geht los: Lager ausräumen, alles in die Halle bringen. Frank hat einen Hänger organisiert: genial!
21 Uhr: Imbiss – Weck und Worscht mit ohne Woi, mer wolle ja noch ebbes schaffe. Um zehn Uhr gehört die Halle uns. Frank und Jörg bauen das Rollgerüst auf. Klaus und ich stellen die Podeste – der Plan passt. Die Luftballons aber wollen und wollen einfach nicht im Netz bleiben.
Kila kitu itakuva vizuri.
2:30 Uhr: Endlich: Alle Luftballons im Netz und unter dem Hallendach. Gute Nacht.

11. Oktober – noch 1 Tag
10 Uhr: Mattenaufbau – machen die Sportler. Anschließend Training. Bleiben Küche, Tische und Stühle.
Sportlerwechsel: C- ersetzt A-Klasse. Wettkampfbüro, Musik und Technik. Es wird spät, mal wieder.
Zu Hause. Zum letzten Mal Hand anlegen an die Starter- und Berechnungsliste.

Freitag
9 Uhr: Noch fünf Stunden bis zum Wettkampfbeginn. Bin jetzt schon angezählt. Licht an, Kaffee kochen. Die letzte Ruhe vor dem Sturm. Prüfende Blicke über die Wettkampfmatte, die Kampfrichtertische, die Tribüne und den Verkaufsstand. Die Stühle stehen falsch – trotz Plan. Neu ausrichten. Computer aufbauen. Die Halle füllt sich.
Ab jetzt Standard-Wettkampfprogramm. Die Anspannung in der Halle steigt, bei mir kehrt Ruhe ein. Alles ist vorbereitet, ich bin bereit. Das Turnier beginnt. Die ersten Wertungen. Fotos schießen. Wertungen eintragen. Wieder Fotos, fünf Stunden lang im Wechsel. Anstrengend aber ok.
Dann wieder Stress: Siegerlisten. Seriendruck. Urkunden übergeben. Liste für Siegerehrung. Zeitdruck, keine Fehler machen. Hoffen auf die Technik. Die Halle wartet – 600 Augenpaare, gefühlt.
Siegerehrung läuft. Aller Druck fällt ab. Habe fertig – für heute.

Samstag
8 Uhr: Licht an, Kaffee kochen.
Wettkampf. Wertungen. Fotos… Sechs Stunden lang. In der Pause Siegerlisten etc.
16 Uhr: Aufbruchstimmung, Wettkampfende, noch drei Stunden bis zur Party.
Die Zeit ist reichlich, eigentlich. Aber die Konzentration lässt nach, doch wieder Druck.
Siegerehrung und dann Buffet. Laute Musik. Viele Unterhaltungen. Alle Sportler auf der Matte, ich bin immer noch geschafft.
PartyDann das Highlight: Jörg lässt die Ballons los, 700 Stück in zwei Etappen. Alles klappt! Die Stimmung ist klasse. Aktive und Ehemalige testen ihr Können, gruppenübergreifend. Pfungstadt rockt die Matte. Der obligatorische Prosecco mit Frank, Tradition im vierten Jahr.
Aufräumen, schade. Und vorbereiten für Sonntag.
23 Uhr: Schluss, meine Mädels müssen ins Bett.

Sonntag
8 Uhr: Licht an, Kaffee kochen.
Wettkampf. Wertungen. Fotos… Und täglich grüßt das Murmeltier.
15 Uhr: Aus und vorbei. Alle wollen schnell aus der Halle und die Heimreise antreten. Einige finden noch Zeit für eine Verabschiedung. Wer war eigentlich alles hier? Viele sehe ich erst auf den Fotos, andere sprechen mich später an.
Abbau. Überall in der Halle ist Bewegung. Mein Hirn läuft im Standby. Die Hände wissen, was zu tun ist: Rechner abbauen. Drucker. Kabel aufrollen.
Zum Ende noch eine kleine Abschlussrunde, ein Gläschen Sekt auf einen erfolgreichen Wettkampf und ein erstes Brainstorming.
21 Uhr: Ende. Ich bin urlaubsreif!
Kila kitu itakuva vizuri.

15. Oktober – der Tag danach
Es ist Abend. Ich bin fertig, Kopfschmerzen. Was habe ich heute gemacht? Keine Ahnung! Ich glaub‘, ich war arbeiten. Egal. Bett!

16. Oktober
Termin für den Gutenbergpokal 2013 mit dem Sportamt aushandeln. „Schulsport geht vor!“ Ich liebe die selbsternannte Sportstadt Mainz.

Tage später
Die Müdigkeit ist überwunden, der Muskelkater auch. Es war viel Arbeit. Es war ein schöner Wettkampf. Das Schöne bleibt in Erinnerung.
Hakuna matata – alles ist gut!

Wir sehen uns wieder, zum 14. Internationalen Gutenbergpokal vom 15. bis 17. November 2013.

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Category: Turniere

Comments (2)

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  1. Kelly sagt:

    Toller Beitrag! Interessant mal einen Einblick hinter die Kulissen zu bekommen. Aber all die Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt! War ein rundum schöner Wettkampf!!

    PS: „Pfungstadt rockt die Matte.“ Bei so einer Party immer wieder gerne 🙂

  2. Iris sagt:

    Einen herzlichen Danke an alle Idealisten, ohne deren unermüdlichen Einsatz ein solcher Wettkampf nicht möglich wäre 🙂

    Leider sehen viel zu wenige, welcher Aufwand hinter der Organisation einer solchen Veranstaltung steckt … und dann gibt es leider immer noch die, die kein Engagement zeigen, aber jedes mal etwas zu kritisieren haben. Ja, nicht nur in Laubenheim bleibt die Arbeit immer wieder an den selben hängen. Schade… Bleibt zu hoffen, dass „die guten Geister“ nicht die Motivation verlieren!

    Ein schöner Beitrag!!!!

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