Motivationsprogramm gegen den Corona-Frust (Teil 3: Internationale Anreize)
Heute geht es für den Deutschen Sportakrobatik Bund (DSAB) nach Genf – zum WM-Vorprogramm: den Wettkämpfen für Jugend und Junioren (World Age Group Competitions). Die Weltmeisterschaft selbst, der Jahreshöhepunkt, folgt vom 2. bis 4. Juli. Aus diesem Anlass habe ich mit DSAB-Präsident Oliver Stegemann gesprochen. Die Zusammenfassung gibt es in drei Teilen.
Nach den positiven Nachrichten und Entwicklungen (Teil 1) zum Einstieg, der gestrigen Analyse der Ausgangslage – „mürbe und frustriert“ – für die WM und World Games (Teil 2) folgen heute als Conclusio die Überlegungen des DSAB-Präsidenten, wie alles wieder und noch besser werden soll.
Jährliche internationale Meisterschaften und Jugendbegegnungen in Deutschland
Denn Stegemann hat sich (neben der Sicherung eines erfolgsunabhängigen verlässlichen Sockelbetrags bei den Fördergeldern, siehe Abschluss von Teil 2 gestern) gegen den Corona-Frust, den er in „seinem“ Verband diagnostiziert hat, vor allem ein Programm überlegt, das für frische Motivation sorgen und positive Perspektiven eröffnen soll. Gleichzeitig soll es den Verband für die Zukunft zielorientierter aufstellen: Internationale Meisterschaften sollen nach Deutschland geholt werden, Jugendbegegnungen mit anderen Nationen sollen forciert werden und nebenbei der Fokus auf die förderrelevanten Zielwettkämpfe gerichtet werden. „Die Aufgabenstellung an die sportliche Leitung ändert sich: Bisher haben wir uns jedes Jahr um eine optimale Aufstellung bemüht. Das ist so nicht gewollt, denn Ziel sind die World Games, die Qualifikation dafür hat also absolute Priorität.“
Stegemann strebt jährliche internationale Meisterschaften in Deutschland an, also Welt Cups und aufwärts, am liebsten ab 2022. In den WM-Jahren 2024 und 2026 träumt er sogar von Welt Cups der Kategorie A. „Das gab es noch nie in der Sportakrobatik. Kriterium für einen Welt Cup der Kategorie A ist neben dem höheren Preisgeld hauptsächlich das kostspielige internationale Fernsehsignal mit sechs Kameras, das zur Verfügung gestellt werden muss. Aber wenn wir olympisch werden wollen, muss Sportakrobatik im Fernsehen stattfinden.“ Außerdem träumt er davon, dass wieder Europa- und Weltmeisterschaften in Deutschland stattfinden – idealerweise zu den nächsten World Games und als Qualifikation für die übernächsten. Auf diese Meisterschaften sei dann ganz automatisch ein größerer Fokus gerichtet, wenn sie in Deutschland stattfänden.
Und abgesehen vom sportlichen Fokus findet der DSAB-Präsident: „Wir stehen international noch in der Kreide und müssen unsere gute Reputation als Veranstalter etwas aufpolieren!“
Wo? Dresden, Augsburg, Frankfurt… Vor allem mit (Eintracht) Frankfurt, bislang ein weißer Fleck auf der Sportakrobatik-Landkarte, glaubt er einen starken Partner für die Zukunft der Sportakrobatik in Deutschland gefunden zu haben. „Die Eintracht will mit Macht an die Spitze der Sportakrobatik vorstoßen, der – begonnene – Bau einer eignen Halle in Frankfurt zeigt dies mehr als deutlich. Gleichzeitig hat der Verein eine sehr professionelle Struktur, extrem viel Orga-Power und Ressourcen.“ Was konkret noch zu beweisen wäre – und auch Augsburgs letzter Beweis ist mit der WM 1990 schon ein paar Tage her…
Flankiert werden sollen die internationalen Meisterschaften durch internationale Beziehungen: „Durch den Austausch mit anderen Nationen sind für uns große Entwicklungspotentiale erschließbar.“ Das Austauschprogramm des Kinder- und Jugendplans über die Deutsche Sportjugend (dsj) halte hierfür enorme Möglichkeiten bereit. Ab dem nächsten Jahr soll ein umfassendes Austausch- und Freundschaftsprogramm mit dem israelischen Verband aufgelegt werden. „Ziel ist es, möglichst viele Vereine in Deutschland mit einem israelischen Verein zu vernetzen und einen Austausch zu organisieren. Mittel hierfür sind vorhanden.“ Ähnliches plant er für Russland. Die gegenseitigen Besuche und Aufenthalte im Gastland will Stegemann am besten gleich mit den neuen Welt Cups verknüpfen. „So könnten wir da auch gleich eine große Zahl an jugendlichen Volunteers aufbieten.“
Stützpunkt in Dresden lässt noch auf sich warten
Es ist die metaphorische Karotte, die Stegemann da seinen Funktionärskollegen, Trainern und Sportlern als Ansporn vor die Nase hält. Oder genauer: Vor die Nase halten will, denn noch handelt es sich ja um ein Luftschloss. Ob aus den Plänen wirklich schon nächstes Jahr Wirklichkeit wird, ist mehr als fraglich.
Was jedenfalls noch nicht steht, ist der neue Stützpunkt in Dresden – eines der letzten großen Ziele und Eckpfeiler der DSAB-Weiterentwicklung aus dem Jahr 2019. Umrisse seien zwar langsam erkennbar, sogar eine Einbindung in den Olympiastützpunkt scheine nicht unmöglich. Erste konkretere Gespräche Ende März 2021 seien sehr vielversprechend verlaufen. Noch hängt die Plakette allerdings nicht über der Eingangstür der Sporthalle des Dresdner SC geschweige denn über einer Tür zu einer neugebauten Halle.
Category: Personalien und Verbandsangelegenheiten, WM 2021 in Genf