Motivationsprogramm gegen den Corona-Frust (Teil 2: Mürbe und frustriert)
Morgen geht es für den Deutschen Sportakrobatik Bund (DSAB) nach Genf. Aus diesem Anlass habe ich mit DSAB-Präsident Oliver Stegemann über die aktuelle Lage der deutschen Sportakrobatik und die Stimmung in „seinem“ Verband gesprochen. Die Zusammenfassung gibt es in drei Teilen.
Gestern gab es zum Einstieg einige positive Nachrichten und Entwicklungen. Rosige Aussichten also? Kommt die deutsche Sportakrobatik noch besser und noch professioneller zurück aus der Pandemie denn je??
Präsident Oliver Stegemann ist zurückhaltend: Die Pandemie hat nicht nur müde, sondern mürbe gemacht, sagt er. Und meint wohl nicht nur sich, obwohl seine Tochter gerade ins Gespräch geplatzt ist und sich nach monatelangem Homeschooling der beiden Kinder (1. und 2. Klasse) sowie gerade zwei Wochen häuslicher Quarantäne ein gewisser Lagerkoller in der Familie breit gemacht zu haben scheint. Mürbe trifft wohl auch die Stimmungslage in der deutschen Sportakrobatik ganz gut und vielleicht sogar im gesamten Nicht-Profisport…
Bei einem der Bundeskaderlehrgänge habe er seine Trainer recht frustriert erlebt. „Ihnen ist natürlich schmerzlich bewusst, was sie durch Corona verloren haben: Zahlreiche Sportler, die ihre Karriere beendet haben, genauso wie Trainingszeit zum Weiterentwickeln derer, die durchgehalten haben beziehungsweise nachgerückt sind.“ Zumindest gelte das mit der verlorenen Zeit in der Halle für die allermeisten in Deutschland. Andere Nationen hätten während der Pandemie quasi komplett durchgearbeitet, ist er sich sicher. „Eigentlich könnten die Trainer und Sportler wahnsinnig stolz darauf sein, was sie während und trotz der Pandemie geschafft haben. Aber ihre Ansprüche sind halt noch höher. Sie wissen, was sie normalerweise zu leisten im Stande gewesen wären.“
Geringe Erwartungen für die WM und World Games
Die Ausgangslage für die WM hält er deswegen auch für deutlich schlechter als sie es vor einem Jahr gewesen wäre – und damit die Chancen auf die Teilnahme an den World Games 2022. (Die WM ist der einzige Qualifikationswettkampf für die World Games.) „Letztes Jahr hatten wir eine Mannschaft, die über Jahre auf diesen Moment ausgerichtet worden war. Die meisten Formationen standen im Zenit ihrer Leistungsfähigkeit. Jetzt sind wir froh, wenn die Formationen die letzten vier Wochen am Stück trainieren konnten.“ Mit viel darf also nicht gerechnet werden. Das sagt Stegemann so nicht, sondern spricht seiner Mannschaft natürlich das „volle Vertrauen“ aus.
Und als wären die Corona-Verluste nicht schon ärgerlich genug, leistete sich auch die Dresdner Herrengruppe einen besonderen Schildbürgerstreich, wie die namentliche Meldung verrät: Sechs Wochen vor der WM musste Vincent Kühne als Ersatz für Danny Ködel reaktiviert werden. Der Untermann hatte sich verletzt – und zwar, wie man hört, nicht etwa bei, sondern wegen eines missglückten Elements. Danach ließ er seinen Emotionen derart freien Lauf und schlug gegen die Wand, dass er sich die Hand brach.
Vom Abschneiden bei den World Games 2022 wiederum hängt ab, wieviel Fördergelder der DSAB in den nächsten Jahren bekommt. Die flossen nach dem World-Games-Sieg 2017 zuletzt üppig. Gut möglich, dass der DSAB den Gürtel wieder enger schnallen muss. Einen hauptamtlichen Sportdirektor könnte sich der DSAB dann womöglich nicht mehr leisten, genauso wenig wie die zuletzt großzügigen Investitionen in den Trainings-, Wettkampf- und Verbandsbetrieb. Statt noch besser und noch professioneller könnte dann schnell eine Rolle rückwärts folgen…
„Ein verlässlicher Sockelbetrag der Förderung muss deshalb unabhängig von Erfolgen fließen“, fordert Stegemann, auch als Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Nichtolympischen Verbände im DOSB (IG NOV). „Dafür kämpfe ich auch unentwegt beim DOSB und BMI.“ Der aktuelle Modus, bei dem für eine ganz Sportart alle vier Jahre alles auf dem Spiel steht, fördere es ja geradezu, dass Funktionäre und Trainer auf dumme Gedanken kämen, wie zum Beispiel Doping. Das könne nicht gewollt sein!
Category: Personalien und Verbandsangelegenheiten, WM 2021 in Genf
Und nachdem der DSAB mitbekommt, dass Kommentare geschrieben werden, nimmt er die Verlinkung des Interviews mal ganz schnell wieder von seiner Seite :):) Es ist einfach nur noch lächerlich was da abläuft in dem Haufen. Seht doch endlich der Wahrheit ins Gesicht! So wie es jetzt läuft kann es doch nicht weitergehen!!!
Ich muss Jette teils recht geben. aber Igor war trotzdem oft bei uns zum Training und im Trainingslager da war das aber manchmal auch spürbar was Jette sagt.
Traurig der Hype um nur ein (Verein ) und sein einzigen Sportler der sich seine Oberfrauen fertig aus anderen Vereinen holt.
Und das die Trainerin für den Dsab noch dabei ist, jeder weiß wie sie zu Sportlern ist. Beim Turnen zieht man Konsequenzen das ist Fortschritt
Vielleicht würde es aber auch schon helfen, wenn wir einen Bundestrainer hätten, welcher sich um alle kümmert und nicht nur um „ sich selbst“.
Ein Bundestrainer muss für alle Kadersportler gleichwertig da sein und nicht für einen mehr und andere weniger! Das dies nicht möglich ist zeigt sich deutlich derzeit. Es wird der Eindruck vermittelt, dass nur noch „ seins “ wichtig ist und der Rest soll zusehen. Schade.