World Age Group Competitions und Weltmeisterschaften 2018

| 19. April 2018 | 0 Comments

Am Sonntag, den 15. April endete das erste Highlight des Jahres 2018 in der Sportakrobatik. Seit dem 4. April hatte die Sportakrobatikwelt nach Antwerpen (Belgien) geschaut, wo die besten Formationen der Welt zu küren waren.

Den Anfang machten die World Age Group Competitions – die Weltmeisterschaften der Jugend- und Junioren-Sportler vom 4. bis zum 10. April.

Age Group 11-16

Die jüngsten Teilnehmer der Altersklasse 11-16 eröffneten am 4. und 5. April die Wettkämpfe. Aus deutscher Sicht hatte man sich für ein sehr kleines, aber umso feineres Nationalteam entschieden. Jeweils zwei Trios und Damenpaare schickte Deutschland ins Rennen und schon bei den Trainingseinheiten vor Ort wurde klar, dass sich die deutschen Sportlerinnen vor der starken internationalen Konkurrenz nicht verstecken müssen.

Vier Formationen, die alle das erste Mal in diesen Zusammensetzungen bei einer Weltmeisterschaft an den Start gingen, waren auf den Punkt fit und präsentierten sich von ihrer allerbesten Seite. Am Ende setzten sich die zwei international erfahreneren Formationen durch und sicherten für die deutsche Mannschaft beide der zwei möglichen Finalplätze.

Lena Bednarz und Lotte Tröster (SC Hoyerswerda) hatten im innerdeutschen Duell nach der Qualifikation (Balance und Tempo) knapp die Nase vorn. Nach der Balance-Übung lagen sie noch hinter dem Paar aus Düsseldorf, aber sie konnten mit einer starken Tempo-Übung die Rangfolge noch zu ihren Gunsten drehen und qualifizierten sich auf Platz 7 der Nationenwertung für das Finale der Damenpaare. Hier durften sie noch einmal ihre Tempo-Übung präsentieren, mit welcher sie am Ende mit 26,75 Punkten auf Platz 7 der Welt ankamen. Die beiden konnten ihre Erfahrung von der Europameisterschaft 2017 nutzen und vor allem artistisch in allen Übungen punkten und das Kampfgericht von sich überzeugen.

Hätten Anna Grass und Xenia Chesler (LZSA Düsseldorf) nicht jeweils 0,1 Punkte Größenabzug pro Übung erhalten, hätten sie die gleiche Zweikampfwertung wie ihre Teamkolleginnen erhalten. So lagen sie knapp hinter ihnen und durften aufgrund der Nationenwertung nicht am Finale teilnehmen, da nur eine Formation pro Nation im Finale an den Start gehen darf. Bedenkt man aber, dass die beiden in diesem Jahr noch in der Schülerklasse startberechtigt sind, ist ihre Leistung und vor allem die Wertung von 27,05 Punkten in der Balance-Übung umso höher einzuschätzen. Am Ende erreichten sie in der Qualifikation einer sehr guten 11. Platz unter 38 Damenpaaren.

Bei den Damengruppen sicherten Johanna Schmalfuß, Hanna Luisa Prell und Paulina Krause (Dresdner SC) den zweiten Finalplatz für das Team Germany. Nach einer sauberen Tempo-Übung und einer Balance-Übung, die bis auf einen kleinen Fehler beim Abgang einer Pyramide technisch gut geturnt war, mussten sie abwarten, ob es für das Finale reicht. Am Ende reichte es mit Platz 10 in der Nationenwertung zum Einzug in das Finale der Damengruppen. Im Finale präsentierten die drei noch einmal ihre Balance-Übung. Diese war technisch fehlerfrei und mit toller Ausstrahlung. So konnten sie sich noch um einen Platz steigern und sich mit der höchsten Wertung des deutschen 11-16-Teams Platz 9 mit 27,25 Punkten erturnen.

Das zweite Trio mit Eny Geißler, Emely Pusch und Selima Wardin (BC Eintracht Leipzig / AC Taucha) zeigte bei seinem ersten Einsatz in der Nationalmannschaft ebenfalls einen fehlerfreien Wettkampf. Mit zwei guten Übungen in der Qualifikation erreichten sie Platz 19 von 36 Damengruppen, die sich im Vorkampf um die 10 Finalplätze bewarben. Auch diese drei Mädchen haben bewiesen, auf welch gutem Niveau die deutschen Sportler arbeiten, und können stolz auf ihre erste erfolgreiche Weltmeisterschaftsteilnahme sein.

Das Trainerteam um Bundestrainer Igor Blintsov schaute zufrieden auf die Leistungen der deutschen Jugend-Nationalmannschaft, die auch neben der Wettkampfmatte ein tolles Team mit fantastischem Zusammenhalt war.

Die Age-Group-Wettkämpfe wurden vom 8. bis zum 10. April von den Altersklassen 12-18 und 13-19 fortgesetzt.

Mit neun Formationen stellte sich das Team Deutschland dem Kampfgericht und kämpfte um vordere Platzierungen.

Age Group 12-18

Den ersten Finalplatz sicherten sich Xenia Bartel und Sascha Jeriomkin (SC Hoyerswerda). Sie beendeten die Qualifikation in der Nationenwertung auf Platz 6 und durften so nach einer sauberen Balance-Übung und einer guten Tempo-Übung im Finale auch noch ihre Kombi-Übung präsentieren. Diese turnten sie bis auf eine kleine technische Unsicherheit sehr gut und belegten am Ende Platz 10 mit 26,05 Punkten.

Das zweite deutsche Mixed Paar mit Samira Rawolle und Florian Borcea-Pfitzmann (Dresdner SC) wusste von vornherein, dass es ein schwerer Kampf um das Finalticket werden würde, da sie in jeder Übung bereits vorab mit 0,5 Punkten Größenabzug bestraft wurden. Sie turnten sowohl die Balance- als auch die Tempo-Übung fehlerfrei durch und hätten ohne Größenabzug auf Platz 5 der Nationenwertung und somit einem Finalpatz gelegen. Da der Größenabzug aber zum Reglement gehört, belegten sie in der Qualifikation einen guten 15. Platz von 29 Mixed Paaren.

Einen weiteren Finalplatz erkämpfte sich das Damenpaar Laura Karczmarzyk und Pia Buttjes (Oldenburger TB). Mit zwei technisch sauberen Übungen durften sie sich über Platz 10 in der Nationenwertung freuen und im Finale ihre Kombi-Übung präsentieren. Ihren Wettkampf beendeten sie mit einer dritten fehlerfreien Übung und 26,23 Punkten auf Platz 9, womit sie noch einen Platz gut machen konnten.

Gofrahn Solh und Luise Aßmann (VfL Schwerin) hatten wie auch Xenia und Sascha ihren ersten gemeinsamen Auftritt für die Nationalmannschaft. In der Balance-Übung merkte man ihnen die Nervosität stark an, wodurch sich mehrere kleine Unsicherheiten einschlichen, aber in der Tempo-Übung haben sie gezeigt, welches Potential in ihnen steckt, und lagen knapp vor dem Paar aus Oldenburg. Mit Platz 15 von 27 Damenpaaren beendeten sie die Qualifikationswettkämpfe.

Die fünfte Formation der deutschen Mannschaft, das Herrenpaar Erik Fleischmann und Valentin Brendler (TV Uhingen), turnte ihre Übungen ohne größere Fehler, aber man spürte ihre Aufregung. Noch haben sie technisch einige Reserven und mussten die Konkurrenz ziehen lassen. Sie belegten in der Qualifikation Platz 8 der 9 Herrenpaare.

Mit zwei von drei möglichen Finalplätzen war Team Germany auch in dieser Altersklasse durchaus zufrieden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass alle Formationen in diesem Jahr das erste Mal in der Age Group 12-18 international an den Start gingen.

Age Group 13-19

Den größten Erfolg in dieser Altersklasse feierten Gina Lee Nickler und Pia Schütze (SC Hoyerswerda). Nach zwei tollen Übungen freuten sie sich über Platz 3 in der Qualifikation und zogen ganz sicher in das Finale der besten Damenpaare ein. Mit ihrer furiosen finalen Kombi-Übung sicherten sie sich 27,27 Punkte und den 5. Platz. Dieses Ergebnis ist zugleich ihre beste internationale Platzierung und die Krönung ihrer gemeinsamen Karriere, die sie nach der Weltmeisterschaft beendeten. Außerdem war es die beste Platzierung, die Deutschland bei dieser Weltmeisterschaft über alle Altersklassen hinweg erreicht hat.

Den größten Erwartungen in dieser Altersklasse waren sicher Xenia Mehlhaff und Daniel Blintsov (SC Riesa) ausgesetzt. Für sie sollte es schließlich nicht nur um eine gute Weltmeisterschaftsplatzierung gehen, sondern auch um die Qualifikation für die Teilnahme bei den Youth Olympic Games 2018. Aufgrund eines schwerwiegenden Fehlers in der Balance-Übung konnten diese Ziele trotz fantastischer Tempo-Übung (Platz 9) nicht erzielt werden. Es reichte insgesamt leider nur zu Platz 21 von 24 Mixed Paaren in der Qualifikation.

Auch die beiden deutschen Herrenpaare gingen ohne Finalteilnahmen aus. Während in der Tempo-Übung Johannes Weiße und Erik von Wachter (TSG Hofherrnweiler-Unterrombach) mit einer guten Übung überraschend besser platziert waren als Nils Beuven und Eric Pohl (SC Riesa), turnten diese die bessere Balance-Übung. Und ohne die 0,5 Punkte Größenabzug pro Übung wäre für Nils und Eric ein Platz im Finale möglich gewesen. Beide Herrenpaare zeigten ansprechende Leistungen und vor allem Nils hat sich mit seiner Fußverletzung super durchgekämpft. Am Ende reichte es zu Platz 9 für Nils und Eric und Platz 10 für Johannes und Erik unter 11 Herrenpaaren.

Senioren

Vom 13. bis zum 15. April fanden die „echten“ Weltmeisterschaften der Altersklasse Senioren statt. Hier ging es nicht nur um gute Platzierungen, sondern auch um die Qualifikation für die Europäischen Spiele 2019. Leider ging dieser Traum nicht in Erfüllung.

Anders als bei den Junioren musste ein kompletter Mehrkampf in der Qualifikation geturnt werden, um dann im Finale noch einmal die Kombi-Übung präsentieren zu dürfen.

Bei den Damengruppen präsentierten sich Annalena Kunz, Alina Heinowski und Anna Hannemann (Oldenburger TB) sowie Sarah Arndt, Anika Liebelt und Vanessa Riffel (Dresdner SC). Für Annalena, Alina und Anna war es nach den World Games und den Europameisterschaften der dritte internationale Einsatz für die Nationalmannschaft. Sie turnten drei gute Übungen, konnten sich aber in der starken Konkurrenz trotzdem nicht für das Finale qualifizieren und belegten am Ende Platz 11 in der Qualifikation. Ohne Finalplatz mussten auch Sarah, Anika und Vanessa ihren ersten gemeinsamen Auftritt für die Nationalmannschaft beenden. Auch sie kamen fehlerlos durch ihr Programm, womit sie sich knapp hinter ihren Teamkolleginnen auf Platz 12 in der Qualifikation einordneten.

Das Mixed Paar Vanessa Schippan und Max Hoppe (BC Eintracht Leipzig) bestritt den letzten gemeinsamen Wettkampf. In Balance und Tempo präsentierten sie gute Übungen, ausgerechnet in ihrer allerletzten gemeinsamen Übung gelang dann leider nicht alles perfekt, trotzdem fielen sie mit ihrer außergewöhnlichen Choreografie auf. Es reichte dann für Platz 15 in der Qualifikation der 16 Mixed Paare.

Auch für Sebastian Grohmann, Erik Leppuhner, Vincent Kühne und Tom Mädler (Dresdner SC) war diese Weltmeisterschaft der letzte gemeinsame Wettkampf. Sie präsentierten sich noch einmal in Bestform und konnten sich mit Platz 6 in der Nationenwertung für das Finale qualifizieren. Nach dem sie in der Qualifikation drei schöne Übungen gezeigt hatten, war im Finale ihre Nervosität und der unbedingte Wille, es noch einmal richtig gut zu machen, doch zu spüren. Mit 27,29 Punkten belegten sie im Finale Platz 6.

Für Tim Sebastian und Michail Kraft (Dresdner SC / SC Riesa) war es der Traum, nach dem World-Games-Gold und zweimal EM-Bronze auch eine WM-Medaille zu gewinnen. Während der Qualifikation sah es auch genau danach aus, mit Platz 1 in Balance und der höchsten Wertung der gesamten deutschen Nationalmannschaft von 28,675 Punkten sowie Platz 2 nach drei super Übungen in der Qualifikation schien der Traum ganz nah gerückt zu sein. Im Finale sollte es dann aber leider nicht so sein. Eine kleine Unaufmerksamkeit provozierte den Fehler und beendete den Traum. Mit 26,995 Punkten für eine ansonsten tadellose Kombi-Übung belegten sie Platz 7 in der Konkurrenz der insgesamt 14 angetretenen Herrenpaare.

Im Teamwettbewerb der Senioren kam die deutsche Mannschaft bestehend aus dem Mixed Paar, der Herrengruppe und dem Herrenpaar auf Platz 9 der 10 (ursprünglich 12) Teams. Unschlagbar war wiederholt das russische Team vor den Mannschaften aus Israel und Weißrussland.

Auch wenn es in diesem Jahr nicht mit der erhofften Medaille und möglichen Finalteilnahmen in allen Disziplinen geklappt hat, war eine so starke Senioren-Nationalmannschaft wie schon lange nicht mehr zu sehen.

Es war eine fantastische Weltmeisterschaft. Belgien hat ein tolles Event auf die Beine gestellt und für reibungslose Abläufe auf und neben der Matte gesorgt. Alles war perfekt organisiert. Für die Sportler war es eine besondere Atmosphäre, in der großen Halle auf der erhöhten Wettkampfmatte turnen zu dürfen und ihre Auftritte im Rampenlicht zu genießen. Während bei den Age-Group-Veranstaltungen noch einige Plätze im Publikum frei blieben, durften sich die Senioren über eine nahezu ausverkaufte Halle freuen, in der eine fantastische Stimmung herrschte. Egal, welche Nation auf die Matte ging, der Jubel war groß und alle Sportler wurden unterstützt. Solch ein Event mit eben dieser Stimmung gab es lange nicht.

Danke an die deutschen Sportakrobaten und ihre Trainer für ihre tollen Leistungen und Danke Antwerpen für die unvergesslichen Erlebnisse.

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Category: WM 2018 in Antwerpen

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