WM in Putian: Tag 1 Senioren
Guten Morgen aus China! Heute greifen die Senioren ins Geschehen ein.
Die deutsche Nationalmannschaft ist gut in Form, Bundestrainer Igor Blintsov war sehr zufrieden mit dem gestrigen Abchlusstraining. Es blieb sogar noch Zeit für ein Mannschaftsfoto.
Ist das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht? Einige gemeldete Formationen sind kurzfristig noch ausgefallen. Das heißt: Die Konkurrenz ist kleiner geworden. Aber: Bei den Damenpaaren, Damengruppen und Herrenpaaren fällt die Zahl der Nationen am Start leider auf elf. Und das bedeutet, dass nur noch sechs statt acht Formationen ins Finale kommen. (Anders als an anderer Stelle mal geschrieben, ist bei den Senioren nicht die Anzahl der Formationen, sondern die Zahl der Nationen am Start entscheidend. Erst ab zwölf Nationen gibt es acht Finalplätze. Merkwürdig: Bei der Jugend und bei den Junioren zählen die Formationen, egal aus wie vielen Nationen.)
Es bleiben:
Zwölf Damenpaare aus elf Nationen –> sechs Finalplätze
14 Damengruppen aus elf Nationen –> sechs Finalplätze
13 Mixed Paare aus zwölf Nationen –> acht Finalplätze
Zwölf Herrenpaare aus elf Nationen –> sechs Finalplätze
Neun Herrengruppen aus acht Nationen –> sechs Finalplätze
FIG-News: How to follow the Acrobatic Gymnastics World Championships
Wichtige Nebensächlichkeit: Heute ist es endlich warm in der Halle!
25,81 Punkte (8,3 in Artistik, 7,5 in Technik, 10,01 in Schwierigkeit) für Diana Dierich und Emily Langenmayr (Tempo). Eigentlich eine gelungene Vorstellung, aber die Techniknote verrät, dass sich bei den Elementen schon die eine oder andere Unsauberkeit eingeschlichen hat. „Es hat alles geklappt, also sind wir zufrieden“, sagt Emily. „Aber die beiden Schraubensaltos waren nicht so toll, da waren die Landungen blöd.“ Nach dem ersten Durchgang liegen die beiden auf Platz neun bzw. Platz acht in der Nationenwertung, heute Abend steht noch die Balance-Übung auf dem Programm.
27,63 Punkte (8,7 in Artistik, 8,6 in Technik, 10,33 in Schwierigkeit) für Tim Sebastian und Michail Kraft (Balance). Das bedeutet Rang vier (=Nationenwertung)! Die Freude fällt bei den zwei Akteuren aber verhalten aus. Michail hat sich an der Leiste verletzt. „Er hat gesagt, dass es beim individuellen Salto [Araber] in den Spagat übelst laut in seiner Hüfte geknackt hat“, erzählt Tim. „Jetzt hat er Schmerzen und wir müssen mal sehen, wie es weitergeht.“ (Heute Abend steht noch Tempo auf dem Programm.) Während der Übung hat sich Michail aber nichts anmerken lassen, nicht einmal Partner Tim hat etwas gemerkt. Dennoch ist er selbstkritisch: „Wir können die Elemente eigentlich sauberer. Es war nicht unsere beste Leistung. Trotz der super Wertung in Artistik hatte ich das Gefühl, dass am Schluss unsere Choreo nicht mehr zur Musik gepasst hat.“ Vielleicht ja auch wegen der Verletzung!? „Aber mit dem vierten Platz liegen wir voll im Soll. Mit dieser Platzierung können wir auch mit einem guten Gefühl in die Tempo-Übung gehen. Wir haben einen wichtigen Vorsprung vor einigen, die in Tempo sehr stark sind.“
Zum allerersten Mal stand übrigens gerade der Iran bei einer Sportakrobatik-WM auf der Matte. Herzlich willkommen!
Schaut mal, wer es auf die FIG-Startseite geschafft hat…
26,53 Punkte (8,45 in Artistik, 8,4 in Technik, 9,68 in Schwierigkeit) für Nikolai Rein und Sophie Brühmann (Balance). Wie immer ist das Publikum begeistert von dieser Chreografie – sie ist eines der emotionalen Highlights eines jeden Wettkampfes. Szenenapplaus von den Chinesen außerdem beim Aufgang zur Vorderbeuge auf dem ausgestreckten Arm. (Nikolai „reißt“ Sophie vom Boden aus dem Spagat nach oben.) Württembergs Landestrainer Todor Kolev ist sehr zufrieden. „Die beiden haben ihr Programm so gezeigt, wie sie es können“, sagt er und meint das viel positiver als es vielleicht klingen mag. Nach dem letzten Welt Cup in Portugal sei das Duo vor drei Wochen in ein kleines Leistungstief gerutscht, aus dem sie sich aber Schritt für Schritt wieder herausgearbeitet hätten und jetzt pünktlich zur WM wieder topfit seien.
23,915 Punkte (8,05 in Artistik, 6,325 in Technik, 9,64 in Schwierigkeit, 0,1 Abzug) für Johannes Belovencev, Alexander Jakovlev, Kirill Mill und Andreas Felker (Tempo). Eine geniale neue Choreografie. Hut ab! Leider zu oft nicht ganz synchron von allen vier Jungs. Beim Karrree-Karree-Doppelsalto musste Andreas leider runter und sogar einen Schritt über die Linie, daher das Zehntel Abzug. Die restlichen Elemente standen, allerdings mit gewissen Schwächen bei den Flugphasen und Landungen. Wir sollten aber ein Auge zudrücken, denn für Deutschland und Nordrhein-Westfalen nochmal besonders ist es eine herausragende Leistung, überhaupt eine Herrengruppe in der Seniorenklasse an den Start zu bringen.
26,43 Punkte (8,3 in Artistik, 8,35 in Technik, 9,78 in Schwierigkeit) für Michelle Mausolf, Shirley Klier und Gofrahn Solh (Tempo). „Da stimmt etwas mit der Wertung nicht“, rief Todor Kolev eben ganz aufgeregt in der Mixed Zone zu Trainerin Karola Mevius. „Du musst ganz schnell zu Bernd.“ So flott hat man die dann schon lange nicht mehr rennen sehen: Immer vier Stufen auf einmal nahm sie auf dem Weg auf die Tribüne zu Delegationsleiter Bernd Hegele. Und so eilig hat man auch Todor Kolev schon lange nicht mehr (weg)laufen sehen wie kurz darauf vor Karola. Ein durchaus gelungener Aprilscherz des Team-Buddhas! 🙂
Aber jetzt im Ernst: Es stimmt alles mit der Wertung und auch mit der Übung. Das Trio kann zufrieden sein und ist es auch. Allerdings: „Ein bisschen erstaunt sind wir über die niedrige Wertung in Artistik. Normalerweise bekommen wir da mehr Punkte als in Technik“, sagt Michelle. Gofrahn ahnt, woran es liegt. „Wir waren an manchen Stellen zu lasch.“
Zwischenstand nach dem ersten Durchgang:
Diana und Emily: Platz neun bzw. Platz acht in der Nationenwertung
Tim und Michail: Platz vier (=Nationenwertung)
Nikolai und Sophie: Platz sieben (=Nationenwertung)
Johannes, Alexander, Kirill und Andreas: Platz neun bzw. Platz acht in der Nationenwertung
Michelle, Shirley und Gofrahn: Platz elf bzw. Platz neun in der Nationenwertung
Jetzt waren doch nur zwölf Mixed Paare aus elf Nationen am Start. Auf der Starterliste von heute Morgen war es noch eine Nation mehr, Südafrika ging nicht auf die Matte. Was das fürs Finale heißt, sechs oder acht Plätze? Ich weiß es nicht…
Noch ein Nachtrag zum Mixed Paar: Wer sich über die geringere Schwierigkeit wundert als zuletzt: Der oben beschriebene Aufgang in die Vorderbeuge auf dem gestreckten Arm wurde wegen des Zwischenstopps auf der Schulter (gebeugter Arm) gestrichen. Die Verwunderung ist nicht allzu groß, das war den beiden und dem Bundestrainer beim letzten Welt Cup wohl schon signalisiert worden.
24,69 Punkte (7,95 in Artistik, 6,9 in Technik, 9,84 in Schwierigkeit) für Tim Sebastian und Michail Kraft (Tempo). Akute Gefahr für den Traum sowohl vom WM-Finale als auch von den World Games! Der Vorwärtssalto-Aufgang blieb nicht oben, nach dem Hand-Hand-Salto stand ein Fuß auf der Schulter statt in der Hand und der halbe Flickflack von den Schultern in den Handstand ging ab. Auch wenn es keine spektakulären Stürze waren, gibt das doch mächtig Abzug. Da hat wohl die Leistenverletzung vom Vormittag Michail doch mehr beeinträchtigt als gehofft, physisch oder vielleicht auch hauptsächlich psychisch.
26,07 Punkte (8,4 in Artistik, 8,15 in Technik, 9,82 in Schwierigkeit, 0,3 Zeitfehler) für Diana Dierich und Emily Langenmayr (Balance). Aus meiner Sicht eine schöne Übung mit sicheren Elementen ohne große Wackler und einer ausgefallenen Choreografie. Das Knoten-Aufgrätschen hätte vielleicht ein wenig mehr Leichtigkeit vertragen. Schade ist der Zeitfehler, keine Ahnung, wo sich der versteckt hat. Die Top-Paare fahren natürlich nochmal ganz andere Höchstschwierigkeiten auf, das muss man schon auch sagen.
Zwischenstand nach dem zweiten Durchgang:
Tim und Michail: Platz sieben (=Nationenwertung)
Diana und Emily: Platz elf bzw. Platz zehn in der Nationenwertung
Das war das Ende des ersten Wettkampftages. Bis morgen!
Category: WM 2016 in Putian