WM in Putian: Wünsch Dir was!
Was isst der Chinese zum Frühstück? Ein Buddhabrot!
Brüller, oder? Der heutige Dienstagvormittag stand, wie der geneigte Leser sicher schon am Einstieg erkannt hat, ganz im Zeichen der Spiritualität. Und Kultur. Der Trainingsplan hatte der deutschen Nationalmannschaft einen freien Vormittag beschert und auf ging es zum Southern Shaolin Tempel. Das ist eine der wenigen Sehenswürdigkeiten rund um Putian und man will ja nach dem kleinen Ausflug nach China nicht nur von Hotel und Wettkampfhalle berichten können.
Und wenn das Sightseeing nicht nur ablenkt, sondern man sich sogar etwas wünschen darf, dann kommt das doch so kurz vor Beginn einer Weltmeisterschaft doppelt gelegen… Also dürfte der große Buddha in der Tempelanlage heute garantiert mehrere Gebete gehört haben, in denen es um eine WM-Medaille ging.
Wir haben uns das Prozedere bei den Chinesen abgeschaut: Man entzündet an einer Kerze seine Räucherstäbe, kniet sich vor den Buddha, hält sich die Stäbe an die Stirn und verbeugt sich dann beim Beten mehrfach vor dem goldenen Koloss. Je mehr Räucherstäbe, desto besser offensichtlich.
Dann kann ja jetzt nichts mehr schiefgehen. Es sei denn, es waren doch zu wenige Räucherstäbe? Womöglich wäre für eine Medaille der Aufkauf sämtlicher Brennelemente notwendig gewesen, die die aufdringlichen Verkäuferinnen vor dem Tempel feilboten, um dem Buddha bei der Erfüllung den nötigen Dampf zu machen. Oder er ist schlichtweg der falsche Ansprechpartner und die Sportler hätten lieber ein paar Kampfrichter angebetet…
Nicht auszuschließen ist aber auch, dass der eine oder andere Wunsch existenziellere Dinge als einen Erfolg bei der WM thematisierte: eine sichere Rückfahrt beispielsweise. Die knapp einstündige Anfahrt mit dem öffentlichen Bus durch den Stadtverkehr von Putian und die kurvige Route auf den Berg hinauf zum Tempel darf durchaus als abenteuerlich bezeichnet werden. Von ruhigem Verkehr kann man hier nämlich beim besten Willen nicht sprechen.
Das mit dem nicht-ruhigen Verkehr gilt übrigens auch im wörtlichen Sinne: Denn der Chinese hupt, wenn immer er die Spur wechselt, eine Kreuzung passiert, einen Bekannten sieht oder ihm einfach danach ist – also ständig. Das ist recht schnell recht nervig. Mein Hotelzimmer geht übrigens Richtung Hauptstraße… Womöglich hätte ich den Buddha vorhin um mehr Gelassenheit oder ein zweiwöchiges Hörleiden ersuchen sollen statt um scharfe Bilder, kluge Geistesblitze und möglichst wenige Tippfehler…
Aber jetzt mal im Ernst: Wer sich im Tempel ein bisschen von der Horde abseilte, kann eine gewisse Spiritualität des Ortes mit dem Singsang der Mönche (vom Band) und dem Geruch der Räucherstäbchen in der Luft auch nicht ganz leugnen. Eine schöne Tour war’s!
PS: Auch wenn es nach dem Besuch beim Buddha wahrscheinlich nicht mehr nötig gewesen wäre, hat die Nationalmannschaft nachmittags dann ihr Training absolviert. Sicher ist sicher!
Schon deutlich besser als gestern, befand Bundestrainer Igor Blintsov, und wünschte sich von seiner Mannschaft für morgen nochmal dieselbe Steigerung. Im Anschluss ans Training war dann noch Messen angesagt: Nils Beuven und Erik Pohl bekommen je Übung einen Größenabzug von 0,3 Punkten. Beim Rest passte alles.
PPS: Morgen geht es los!
Category: WM 2016 in Putian