Abschied von sieben Protagonisten
Der Zwingerpokal in Dresden war nicht nur Bühne für WM-Nominierung und spannende Wettkämpfe. Der Dresdner SC verabschiedete vor seinem Heimpublikum sowie der versammelten deutschen Sportakrobatik auch zwei Formationen, die im Lauf des Jahres ihre sportliche Karriere beendet hatten.
Und nicht irgendwelche Formationen! Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor sowie Tobias Otto, Vincent Kühne, Rico Dietze (bis 2013 Moritz Löhmann) und Laurin Werner können getrost zu den Protagonisten der letzten Jahre gezählt werden. Jeder, der Sportakrobatik in Deutschland auch nur am Rande verfolgt hat, muss die sieben Sportlerinnen und Sportler kennen. Beide Gruppen waren seit 2011 fester Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft bei jeder Europa- und Weltmeisterschaft. Und für ihren Heimatverein haben sie das goldene Dresdner Zeitalter eingeläutet, das die deutsche Sportakrobatik in den letzten Jahren geprägt hat. Jetzt ist Schluss!
Meniskusverletzung besiegelte Karriereende
Im Sommer war ein Dreifachsalto in der Dresdner Trainingshalle das letzte von insgesamt wahrscheinlich abertausenden Elementen der vier Jungs. „Eigentlich meinte Laurin nach der Landung nur ‚Das war jetzt komisch…‘, konnte aber nicht mehr aufstehen“, berichtete Pyramiden-Architektin und Salto-Tunerin Petra Vitera im Rahmen der Eröffnung des Zwingerpokals. Die Meniskusverletzung des Obermanns sollte das Karriereende der Herrengruppe bedeuten.
Das ist besonders schade, weil Herrengruppen die gefährdetste Spezies in der Sportakrobatik sind. (Zwar nicht in Dresden, wo in diesem Jahr kurzzeitig sogar pro Altersklasse eine Herrengruppe trainierte. Deutschlandweit aber allemal.) So war es einerseits das Schicksal der vier, meist konkurrenzlos siegen zu müssen. Andererseits wird jede Sportakrobatik-Veranstaltung erst durch eine Herrengruppe komplett: Allein ihre Meldung machte Rico Dietze, Tobias Otto, Vincent Kühne und Laurin Werner zum Highlight so manchen Wettkampfes. Je spektakulärer im Lauf der Zeit ihre Elemente wurden und je außergewöhnlicher ihre Choreografien, desto häufiger waren sie die gefeierten Lieblinge des Publikums. Als erste deutsche Herrengruppe seit zehn Jahren erreichten sie die höchste Leistungsklasse und holten dort bei der WM 2014 in Paris einen respektablen achten Platz bei elf Startern.
Einzig auf ein Wiedersehen mit Vincent darf man sich freuen. Er hat eine neue Karriere als Mixed Paar mit Dilara Kilinc gestartet.
Nicht ganz freiwillige Entscheidung
Bei Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor fiel nach den Europaspielen in Baku der Entschluss aufzuhören. Ganz freiwillig war die Entscheidung der dienstältesten deutschen Formation sicher nicht: Floras Größe hatte eine Fortsetzung der Zusammenarbeit auf so hohem Niveau schlichtweg unmöglich gemacht. Trotzdem: Einen besseren Zeitpunkt hätten die drei nicht wählen können. Die erfolgreiche Teilnahme bei den ersten Europaspielen mit Platz neun unter den elf besten Nationen Europas war die Krönung ihrer Karriere. Als stärkstes deutsches Senioren-Trio seit mindestens zehn Jahren hatten sie sich das Ticket in die Geschichtsbücher der Sportakrobatik jahrelang hart erarbeitet.
Ihre beste internationale Platzierung erzielte die Damengruppe bereits 2012 bei der Jugend-WM in Orlando, als sie mit Platz sechs von 21 Damengruppen mehr Nationen hinter sich ließen als alle anderen deutschen Starter.
Petra Vitera war über zehn Jahre lang Trainerin, Trösterin und Treiberin des Trios: „Danke, dass wir aneinander wachsen konnten! Ich wünsche mir, dass viele kleine und große Dresdner Sportakrobaten Euch nacheifern“, sagte sie zum tränenreichen Abschied.
Während Katharina und Laura ins Dresdner Trainerteam wechselten, setzt Flora ihre sportliche Laufbahn noch eine Weile fort: als Unterfrau in einem neuen Trio mit Emilie Franzen und Alexa Krause.
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