Acro Cup mit internationalen Sparringspartnern
Wem ging es am Wochenende auch so, dass sein Blick manchmal andächtig nach oben knapp unters Hallendach wanderte? Genau an die Stelle, wo vor sechs Jahren, am 18. April 2009, Jonny Stranks, der Obermann der englischen Herrengruppe, am höchsten Punkt seines halsbrecherischen Fluges bereits den zweiten von vier Saltos in Folge drehte… „Weltsensation Vierfachsalto“ hieß es damals.
Auf den ersten Blick ist beim Acro Cup auch heute noch alles wie damals: die routinierte Organisation, viele emsige Helfer, ein reibungsloser Ablauf, riesige gläserne Pokale, eine rauschende Party. Mit acht Nationen am Start braucht sich das Turnier auch in seiner neunten Auflage nicht zu verstecken. Und dennoch: Was man beim Blick auf die Starterlisten schon vermutete, lässt sich spätestens nach den drei Wettkampftagen nicht mehr abstreiten: Mit dem TSGV Albershausen hat sich in den letzten Jahren auch sein Acro Cup gewandelt. Russen und Engländer, amtierende Welt- und Europameister kommen nicht mehr. Deutschland hat die internationale Konkurrenz jetzt gut im Griff. Aus dem internationalen Kracher mit deutschen Sparringspartnern ist ein deutscher Kracher mit internationalen Sparringspartnern geworden.
Und selbst deren Höchstwertung vom ersten Wettkampftag wurde am zweiten Tag von Max Hoppe und Luise Fischer pulverisiert. 27,8 Punkte für eine herausragende Tempo-Übung der Leipziger blieben dann auch bis zur Siegerehrung das Maß aller Dinge. Leider war die Kombi-Übung von Max und Luise eher zum Vergessen.
Ein Schicksal, das beim diesjährigen Acro Cup viele teilten. Nur ganz wenige kamen konstant ohne größere Fehler durch alle drei Übungen. Fast eine Art Premiere gab’s bei den Mixed Paaren in der Altersklasse Jugend, wo Daniel Blintsov und Sneschana Sinkov aus Riesa in Tempo tatsächlich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit patzten. Und es stellte sich heraus, dass Daniel erst wieder lernen muss, auch mal verlieren zu können. Aber im Mehrkampf waren die beiden wieder obenauf.
Der Acro-Cup-Gesamtsieg in der Altersklasse Jugend ging an Valery Maslo, Natalia Persicke und Sophie Schreiner aus Ebersbach vor Annalena Kunz und Kim Weickert aus Wilhelmshaven. Beide – letztere sogar krankheitsgeschwächt – präsentierten sich in Albershausen wahnsinnig überlegen. Für die Europameisterschaft wird kein Weg an diesen Formationen vorbeiführen. Da Camille Herrmann und Lilly Kutta (Schwerin) zeitgleich den Flandern Cup im belgischen Puurs gewannen, ist es kein Wunder, dass Bundestrainer Igor Blintsov angeblich am liebsten eines der beiden Paare in die Altersklasse 12-18 Jahre (Junioren 1) schieben würde anstatt gegeneinander antreten zu lassen.
Jenseits von den üblichen Namen rund um die allerhöchsten Wertungen empfand ich vor allem Valentin Brendler und Erik Fleischmann vom TV Uhingen, die gefühlt ersten Jungs überhaupt in diesem Verein, sowie Romea Güttler, Alina Heinowski und Anna Hannemann vom Oldenburger Turnerbund als positive Überraschungen des Wettkampfes. Letztere präsentierten sich in der Altersklasse Junioren 2 als allererste Botschafter, dass die Oldenburger, die ja erst letztes Jahr wieder in den Wettkampfsport eingestiegen sind, schon bald auch ernsthaft um deutsche Titel oder zumindest Medaillen mitkämpfen werden.
Einen überraschenden Erfolg für die Gastgeber konnten Lena Sommer und Jana Keierleber in der Altersklasse Junioren 1 verbuchen. Die beiden Albershäuserinnen – eigentlich noch Jugend – setzten sich in der Disziplin Damenpaar in allen drei Durchgängen gegen Franziska Schmid und Tarima Neumann vom TV Ebersbach durch. Überhaupt überzeugte bei der ersten Acro-Cup-Teilnahme des TV Ebersbach nur dessen Jugend-Trio durchgehend, selbst Sarah Haslinger und Lara Kielkopf wollte Balance nicht so recht gelingen wie sonst und Kombi schon gar nicht. In der spärlich besetzten Altersklasse Junioren 2 reichte es dennoch zu Platz zwei in der Gesamtwertung hinter Max Hoppe und Luise Fischer, weil auch Sebastian Grohmann, Erik Leppuhner, Florian Vitera und Tom Mädler aus Dresden patzten.
Die Gesamtwertung bei den Junioren 1 gewannen Lena Waschulewski, Lisa Müller und Xenia Bartel vom SC Hoyerswerda vor Sarah Arndt, Anika Liebelt und Johanna Schmalfuß aus Dresden, die verletzungsbedingt nicht ganz so souverän agieren konnten wie gewohnt.
Auch wenn es in der Gesamtwertung nicht aufs Treppchen reichte, so zeigten Patrick Schönholz und Johannes Weiße (Hofherrnweiler) zum Abschied dennoch den besten Wettkampf ihrer Karriere. Noch im Oktober hieß es „Wir machen weiter!“, jetzt ist in dieser Konstellation doch Schluss. Ob und mit wem die beiden weitermachen, ließen sie vorerst offen. Das bulgarische Mixed Paar auf dem Siegertreppchen umrahmte zweimal Dresden mit Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor sowie Rico Dietze, Tobias Otto, Vincent Kühne und Laurin Werner. Janina Hiller von den Gastgebern und Celine Caro mit ihrer großartigen Partnerin Pia Seckler (beide Hofherrnweiler) verzichteten auf den Mehrkampf.
Hier gibt es alle Ergebnisse.
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Unbestritten sind Sneschana und Daniel große Klasse. International dürfte es für die beiden allerdings nicht nur mit ihrer Tempoübung schwer werden. Denn auch wenn Deutschland das (noch) nicht auf dem Schirm hat, der Grössenabzug, der mittlerweile nicht mehr wegzudiskutieren ist, wird die beiden hart treffen. Der kommt ja nun mal auch in die Artistiknote mit rein.