Tradition zu Ostern
In drei von insgesamt nur vier Kategorien weit oben auf dem Treppchen: Der SC Hoyerswerda war der große Gewinner des diesjährigen Traditionsturniers in Ottendorf-Okrilla mit zweimal Gold und einmal Silber.
Alle zwei Jahre zieht es viele Sportakrobaten zu Ostern in die Gemeinde nahe Dresden, wo „Deutschlands ältestes internationales Freundschaftsturnier“ ausgetragen wird. Das sagen zumindest die Veranstalter selbst von ihrem Wettkampf. Zur inzwischen 24. Auflage kamen gestern 20 Vereine aus sechs Nationen: zehn Vereine aus Deutschland, die anderen zehn aus Polen, Ungarn, England, Tschechien und der Schweiz. Aus der Bundesrepublik waren Sachsen, Thüringer und Bayern am Start.
Die Regeln des Traditionsturniers sehen vor, dass zum einen in der Altersklasse Jugend und zum anderen über alle drei Junioren- und Seniorenklassen hinweg jeweils alle Paare zu einer Kategorie zusammengefasst werden und alle Gruppen ebenso. Das schafft Konkurrenz anstatt vieler halb leerer Siegertreppchen. Jeder turnt zwei Übungen: Balance und Tempo.
Bei den Junioren und Senioren gelang dem SC Hoyerswerda der Doppelsieg mit Stefan Höntsch und Lara Ziemer bei den Paaren sowie Lena Waschulewski, Lisa Müller und Xenia Bartel bei den Gruppen. Der geneigte Beobachter ist zwar nach dem großen Partnertausch in Hoyerswerda immer noch etwas irritiert und muss sich erst daran gewöhnen, welche Sportler jetzt zusammengehören. Auf der Matte jedoch ist die Umgewöhnung offenbar längst vollzogen.
Apropos Partnertausch: Auch der zweite Platz bei den Gruppen ging an eine neu zusammengestellte Formation, und das noch ganz frisch: Dresden hat vor etwa einem Monat Tanja Scholte für Lilly Dreßl ins Trio mit Rosa Löhmann und Kinga Kaczmarek eingewechselt. (Die Tanja Scholte, die bis etwa vor einem Jahr ein Damenpaar mit Jördis Leppuhner bildete.) Beide Auftritte der neuen Damengruppe gaben der Rotation in jedem Fall Recht. Bronze gewann der SAV Schwarzenberg mit Lisa Grimm, Helen Ebert und Kira Lorenz.
Das englische Herrenpaar Marcus Flint und Harry Hole aus Bristol war die einzige ausländische Formation, die es bei den Junioren und Senioren aufs Treppchen schaffte – denkbar knapp hinter dem Mixed Paar aus Hoyerswerda und nur viereinhalb Zehntel vor Max Hoppe und Luise Fischer (Leipzig). Die mussten in Balance ziemlich kämpfen, dafür legten sie aber die beste Tempo-Übung von allen Paaren hin.
Auch wenn die Gastgeber vorbildlich die schönen Trophäen und Medaillen nicht für sich selbst beanspruchten, so konnten Hannes Hesselbarth und Vanessa Riffel mit dem fünften Platz bei den Paaren dennoch ein erfreuliches Achtungszeichen setzen, auch wenn der AC Ottendorf-Okrilla diesmal nur zwei eigene Formationen an den Start brachte.
Den Höhepunkt des Tages besorgten Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor aus Dresden, allerdings außer der Reihe. Denn sie waren eigentlich gar nicht am Start. Für einen Fernsehbeitrag des MDR, der das Trio anlässlich der Nominierung für die Europaspiele in Baku porträtiert, simulierten die drei eine Wettkampfsituation und zeigten ihre neue Kombi-Übung. Die strotzt nur so vor Höchstschwierigkeiten. Der Trainingsplan sieht vor, dass die drei bis zum Welt Cup Mitte Mai in Genf ihre Bestform erreichen und diese dann nach Baku überführen. Bis dahin sind alles nur bessere Tests. Außer einem etwas verwackelten Knotenaufgrätschen auf der Doppelbrücke sah das jedoch schon jetzt ziemlich gut aus.
Und in der Altersklasse Jugend? Während bei den Gruppen die Deutschen den starken Gästen aus England bzw. Ungarn das Feld nahezu kampflos überließen, waren richtig viele starke Paare am Start: Am Ende verwiesen Daniel Blintsov und Sneschana Sinkov aus Riesa – wieder einmal mit Tageshöchstwertung – sowie Pia Schütze und Gina Lee Nickler aus Hoyerswerda das englische Damenpaar Jade Gibbs und Ellise King auf den dritten Platz. Die Youngsters aus Hoyerswerda, die ja bereits letztes Jahr durch den Deutschen Meistertitel in der Schülerklasse auf sich aufmerksam gemacht hatten, überflügelten dabei auch ihre Vereinskameradinnen Nancy Deger und Lina Ebert auf Platz vier. Während Pia und Gina Lee erst nächstes Jahr das internationale Alter erreichen, fragt man sich bei Daniel und Sneschana immer öfter, je näher die Europameisterschaft rückt: Könnte da etwas gehen? Ein bisschen schade ist, dass im Finale Tempo und nicht die großartige Balance-Übung gefordert wäre.
Immerhin Platz sechs sprang in einer wie gesagt starken Konkurrenz für ein neues Herrenpaar heraus, das der SC Riesa beim Traditionsturnier erstmals über die Landesgrenzen hinaus vorstellte: Das Duo mit dem Ex-Ottendorfer Nils Beuven und Erik Pohl hat nicht nur sportliches Potenzial, sondern auch unglaubliches Verwechslungspotenzial: mit England. Denn Erik hat auf der Matte fast original das Aussehen und Auftreten wie die ganzen englischen Obermänner aus Heathrow: In einer Reihe von Jonny Stranks, George Wood, Adam Upcott und wie sie alle heißen würde er kaum auffallen. (Und um zumindest einen Hauch von Ostern in diesem Text unterzubringen:) Die ähneln sich alle fast wie ein Ei dem anderen. Eieiei! Oder Uiuiui?
Alle Wertungen und Platzierungen gibt es in der Siegerliste.
Category: Turniere
Zweifelsohne ist das Mixpaar aus Riesa ein Hingucker bei jedem Wettkampf. Dabei schließe ich mich Sebastians Worten an und möchte ihre Leistung besonders in der Artistik unterstreichen. Finde aber, dass sie sowohl mit der Balance als auch mit der Tempoübung international gut aufgestellt sind und gar für ein Edelmetall in der Heimatstadt ausreichen könnte! Bei den letzten Wettkämpfen ist mir jedoch aufgefallen, dass die beiden nicht nur in der Leistung gewachsen sind, sondern auch körperlich, wobei Daniel da ein Stück Sneschana vorauseilt. National fällt dieser bereits bestehende Unterschied noch nicht ins Auge, womöglich weil das Bild des kleinen beindruckenden Schülerpaares eingeprägt hat. Doch international sind die beiden noch nicht weiter bekannt, wodurch die Gefahr bestehe, über ihre tollen Übungen hinauszuschauen, ob alles Andere regelkonform sei.
Viele weitere Bilder von beiden Durchgängen und der Show am Abend sind nun auf der Webseite des ACO. Danke an die fleissige Fotografin.