Saarbrücken (2): Sieger Sachsen, Matchwinner Hessen

| 7. Dezember 2014 | 12 Comments

Sieger Sachsen, Matchwinner Hessen

Sachsen ist Deutscher Mannschafts-Meister der Junioren und Senioren 2014. Der Matchwinner am vergangenen Wochenende in Saarbrücken war aber Hessen. Gar nicht so sehr, weil es Silber holte – das war Hessen zuletzt erst 2011 geglückt -, sondern weil es sogar beinahe gewonnen hätte: Bis zum letzten Durchgang lagen die Hessen in Führung und setzten die Sachsen mächtig unter Druck.

Mit zwei richtig starken Übungen hatten Jana Mendel und Xenia Mehlhaff sowie Oliver Edelmann und Eva Breisch in den ersten beiden Runden jeweils ihre sächsischen Gegner ausgestochen – obwohl Tim Sebastian und Michail Kraft sowie Rico Dietze, Tobias Otto, Vincent Kühne und Laurin Werner keineswegs etwa gepatzt hatten.

Erst im direkten Vergleich der Trios im dritten und letzten Durchgang hatten dann die hessischen „Schmid/tts“ Sachsens Besten, Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor, nicht mehr genug entgegenzusetzen. Die ließen sich nämlich den Druck – ein Sturz und der Titel wäre futsch gewesen – überhaupt nicht anmerken, sondern turnten im Gegenteil mit ihrer Tempo-Übung und zwei Tsukaharas zur Tageshöchstwertung von 26,92 Punkten.

Die zweithöchste Wertung (26,703 Punkte) des Tages bekam übrigens der sächsische Ersatz: die beiden Comebacker Alex Dik und Justice Niesar. Ihre Rückkehr ins Wettkampfgeschehen ist absolut ernst gemeint: „Wir wollen zur WM 2016 nach China!“, stelle Alex klar.

Und wo war Württemberg? Zum ersten Mal seit 2001 haben die Schwaben bei der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft (DMM) der Junioren und Senioren nicht Gold oder Silber gewonnen. Deutlich abgeschlagen mit beinahe sechs Punkten Rückstand auf Sachsen und fast fünf auf Hessen blieb für Württemberg nur Bronze vor Nordrhein-Westfalen. Die einzigen Schwaben, die sich an diesem Tag in guter Verfassung präsentierten, waren Valery Maslo, Natalia Persicke und Sophie Schreiner. Dem Jugend(!)-Trio fehlte lediglich ein Punkt in der Schwierigkeit zu einer Spitzenwertung. Nikolai Rein und Sophie Brühmann stürzten genauso wie Patrick Schönholz und Johannes Weiße, die außerdem noch kräftig die Schwierigkeit reduziert hatten. Zu ihrer Ehrenrettung sei jedoch gesagt, dass auch mit der Wertung des Ersatz-Duos Sarah Haslinger und Lara Kielkopf die württembergische Gesamtpunktzahl an diesem Tag nur marginal höher ausgefallen wäre.

Einen Ehrenpreis hätte Nordrhein-Westfalen verdient: Es trat an, obwohl es von vornherein keine realistische Medaillenchance hatte. Damit ist es offenbar der einzige der restlichen Landesverbände, bei dem der olympische Gedanke noch etwas zählt. Wo waren Thüringen, Niedersachsen, Bayern etc.? Mit nur vier Bundesländern am Start ist die DMM in ihrer aktuellen Konzeption so gut wie tot, die Nordrhein-Westfalen hielten sie zumindest noch ein bisschen am Leben.

Vor der DMM waren noch die letzten Deutschen Einzel-Meistertitel 2014 in der Disziplin Podest vergeben worden. Die sicherten sich bei den Junioren Lisa Grimm aus Schwarzenberg sowie (konkurrenzlos) Niklas Trexler aus Coburg und bei den Senioren Sophie Brühmann aus Ebersbach. Damit ist nun auch die Datenbasis für den Medaillenspiegel 2014 vollständig. Er wird im Lauf der kommende Woche hier veröffentlicht.

Siegerlisten: Deutsche Mannschafts-Meisterschaft Junioren / Senioren | Deutsche Meisterschaft Junioren & Senioren Podest

Oje, das Fernsehen ist da!

Am Ende bleibt als großes Mysterium, wie es das Dresdner Trio nur hinbekommen hat, dass bei ihnen als einzigen Startern die Musik in einer anständigen Lautstärke abgespielt wurde. Prompt kam auf der spärlich besetzten Tribüne Stimmung auf, vermutlich weil sich die Zuschauer nicht mehr fürchteten, durch Mitklatschen die Musik zu übertönen.

Apropos übertönen: Mit nur einem einzigen zu lauten Wort stand man zwischen zwei Übungen ruckzuck im Mittelpunkt. Dass da bei einem Wettkampf mit nur einem (langsamen) Kampfgericht immer eine ganz fiese Totenstille entsteht, die man unbedingt durch Musik oder Moderation abfedern müsste, wussten die Saarbrücker wohl nicht und es hatte ihnen offenbar auch keiner verraten.

Zwar hat sich das Saarland als DMM-Ausrichter im Vergleich zum letzten Jahr verbessert: Es wurde eine passable Halle ausgewählt, die sogar ein wenig dekoriert war. (Wenn man nur die geschmückte Ehrentafel nicht so leer gelassen hätte und beispielsweise den Bundestrainer und seine Gattin von der harten Tribüne auf einen der etwas bequemeren Stühle komplimentiert hätte…)

Aber alles in allem stand den hochklassigen Leistungen auf der Matte eine unterdurchschnittliche Organisation gegenüber. Angesichts der eigentlich großartigen Nachricht, dass die Ausrichter sogar das Fernsehen (ab Minute 17) kurz in die Halle holen konnten, rutschte einem da glatt ein „Oje!“ heraus. Zumal wenn ausgerechnet dann dreimal in Folge die Wettkampfmusik ausbleibt und den Ausrichter sowie seinen Moderator sprach- und ratlos hinterlässt.

Es ist ja wirklich toll, dass auch Vereine und Verbände die Ausrichtung von Deutschen Meisterschaften übernehmen, die nicht jedes Mal dabei sind. Dass denen dann die entsprechende Erfahrung fehlt, ist völlig verständlich. Vielleicht wäre da auch einfach der DSAB gefordert, den Ausrichtern mehr Hilfestellung zu geben. Dennoch: Man hätte auch mal bei anderen Wettkämpfen vorbeischauen oder sich zumindest bei einem routinierten Ausrichter telefonisch Tipps holen können. Die Nationalhymne sollte bei einer Deutschen Meisterschaft halt nicht vergessen werden.

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Category: Deutsche Meisterschaften

Comments (12)

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  1. Volker Seibold sagt:

    „Hallo Bastian
    Da Du offenbar über viel Erfahrung verfügst, wie so eine Veranstaltung ablaufen sollte, schlage ich vor, dass Du nächstes Jahr die Ausrichtung übernimmst.“ (Manfred Lehnert)

    Ein seltsamer Vorschlag! Dann müsste also ein SZ- oder BILD-Reporter, der an einer Fußballveranstaltung Kritik übt, am besten gleich selbst ein Spiel organisieren! So eine naive Forderung habe ich noch nicht oft gehört!
    Mal ganz abgesehen davon, dass Sebastian meines Wissens schon mindestens zwei deutsche Meisterschaften mitorganisiert hat!

  2. Manfred Lehnert sagt:

    Hallo Bastian
    Da Du offenbar über viel Erfahrung verfügst wie so eine Veranstaltung ablaufen sollte schlage ich vor, dass Du nächstes Jahr die Ausrichtung
    übernimmst.Angesichts der Tatsache, dass diese Sportart im Saarland ums Überleben kämpft (2 von 5 Vereinen haben in den letzten Jahren aufgegeben) ist unsere Anzahl an freiwilligen Helfern stark zurück gegangen was ich persönlich daran bemerkte dass nach der Veranstaltung nicht einmal 10 Leute zum Abbauen da waren. Nun frage ich mich wie es dazu kommen konnte dass das Saarland, trotz dieser Umstände zweimal hintereinander eine Mannschaftsmeisterschaft ausrichten durfte?

    lg
    ein unterdurchschnittlicher Saarländer

  3. Sebastian Schipfel sagt:

    [quote name=“Nico Karsdorf“]P.S. Nach Aussage von Frank Böhm werden die DMM Jugend und Senioren zusammengelegt, wenn es nur einen Bewerber gibt.[/quote]
    Die DMM Senioren findet am 8.11.15 in Düsseldorf statt.

  4. Regine Schreier sagt:

    [quote name=“Nico Karsdorf“]Wo war Thüringen???
    Nun, lieber Sebastian, ein kleiner Blick in die Starterlisten der Deutschen Meisterschaften beantwortet diese Frage.
    In Thüringen gibt es nur eine Seniorenformation und als alter Akrobat, mit altersgerechten Choreographien kann ich nicht mehr jeden Wettkampf turnen, da ich mit meinen schwindenden Kräften haushalten muss (kl. Scherz).
    Ebenso haben wir keine echten Junioren, sondern nur Jugendstarter, welche bei den Junioren „schnupperten“.
    Die Nichtteilnahme bei der Jugendmannschaftsmeisterschaft steht auf einem anderen Blatt. Krankheitsbedingt konnte Möbisburg keine komplette Mannschaft stellen und andere Vereine hatten kein Interesse (hier unterstütze ich deine Aussage über den olympischen Gedanken).
    Mannschaftsmeisterschaften sind allerdings auch ein hoher finanzieller Aufwand.
    Leider wird es nächstes Jahr nicht besser aussehen. Unter anderem durch die „geniale“ Entscheidung keine Doppelstarts mehr zuzulassen. Vielleicht sollte man sich in Zukunft erst über die Konsequenzen im Klaren sein bevor man solche Entscheidungen trifft.
    Unser kleiner Verein hat genau 12 Sportler in den Leistungsklassen (Schüler bis Senioren). Ohne Doppelstarts verbaue ich vielversprechenden Formationen die Zukunft oder ich nehme den Abschied von Sportlern in Kauf, die jahrelang für den Verein engagiert waren. Unseren Männerbereich trifft es ganz besonders hart…aber zum Glück gibt es in Deutschland ja unzählige Herrengruppen und -paare.
    Für Thüringen bedeutet dies weniger gute Platzierungn und Medaillen bei Deutschen Meisterschaften, somit wahrscheinlich weniger Fördergelder und garantiert keine Mannschaft bei DMM der Senioren.
    Jeder Verein und Sportler sollte selbst entscheiden, wie viel er sich zumutet. Das Verbot von Doppelstarts schadet den kleinen Vereinen und somit der Sportakrobatik.
    Bleibt mir nur noch zu sagen.
    Vitcho…Vielen Dank für Alles. Ich ziehe meinen Hut vor dir.
    Igor…Viel Erfolg, Freude und ein glückliches Händchen. Ich freue mich für dich.
    Und allen Akrobatikbegeisterten eine schöne Adventszeit, Frohe Weihnachten und einen gesundes, glückliches Neues Jahr.
    LG
    P.S. Nach Aussage von Frank Böhm werden die DMM Jugend und Senioren zusammengelegt, wenn es nur einen Bewerber gibt.[/quote]

    Du sprichtst mir aus dem Herzen!

  5. Nico Karsdorf sagt:

    Wo war Thüringen???
    Nun, lieber Sebastian, ein kleiner Blick in die Starterlisten der Deutschen Meisterschaften beantwortet diese Frage.
    In Thüringen gibt es nur eine Seniorenformation und als alter Akrobat, mit altersgerechten Choreographien kann ich nicht mehr jeden Wettkampf turnen, da ich mit meinen schwindenden Kräften haushalten muss (kl. Scherz).
    Ebenso haben wir keine echten Junioren, sondern nur Jugendstarter, welche bei den Junioren „schnupperten“.
    Die Nichtteilnahme bei der Jugendmannschaftsmeisterschaft steht auf einem anderen Blatt. Krankheitsbedingt konnte Möbisburg keine komplette Mannschaft stellen und andere Vereine hatten kein Interesse (hier unterstütze ich deine Aussage über den olympischen Gedanken).
    Mannschaftsmeisterschaften sind allerdings auch ein hoher finanzieller Aufwand.
    Leider wird es nächstes Jahr nicht besser aussehen. Unter anderem durch die „geniale“ Entscheidung keine Doppelstarts mehr zuzulassen. Vielleicht sollte man sich in Zukunft erst über die Konsequenzen im Klaren sein bevor man solche Entscheidungen trifft.
    Unser kleiner Verein hat genau 12 Sportler in den Leistungsklassen (Schüler bis Senioren). Ohne Doppelstarts verbaue ich vielversprechenden Formationen die Zukunft oder ich nehme den Abschied von Sportlern in Kauf, die jahrelang für den Verein engagiert waren. Unseren Männerbereich trifft es ganz besonders hart…aber zum Glück gibt es in Deutschland ja unzählige Herrengruppen und -paare.
    Für Thüringen bedeutet dies weniger gute Platzierungn und Medaillen bei Deutschen Meisterschaften, somit wahrscheinlich weniger Fördergelder und garantiert keine Mannschaft bei DMM der Senioren.
    Jeder Verein und Sportler sollte selbst entscheiden, wie viel er sich zumutet. Das Verbot von Doppelstarts schadet den kleinen Vereinen und somit der Sportakrobatik.
    Bleibt mir nur noch zu sagen.
    Vitcho…Vielen Dank für Alles. Ich ziehe meinen Hut vor dir.
    Igor…Viel Erfolg, Freude und ein glückliches Händchen. Ich freue mich für dich.
    Und allen Akrobatikbegeisterten eine schöne Adventszeit, Frohe Weihnachten und einen gesundes, glückliches Neues Jahr.
    LG
    P.S. Nach Aussage von Frank Böhm werden die DMM Jugend und Senioren zusammengelegt, wenn es nur einen Bewerber gibt.

  6. Martin sagt:

    Mal nur so eine Überlegung warum nicht eine Podeststarterin oder einen Podeststarter mit in die Mannschaft nehmen!Würde die Möglichkeiten erhöhen.

  7. Martina sagt:

    [quote name=“Lena“][quote name=“Wolfgang“]Man könnte vielleicht die DMM der Jungend und Senioren in einen Tag legen, dann würden vielleicht auch mehr Bundesländer den weiten Weg auf sich nehmen[/quote]

    Lieber Wolfgang,
    Das ist eine klasse Idee nur leider kann dann Württemberg nicht teilnehmen, weil dann müssten sie ihre Einheiten zweimal starten lassen.[/quote]

    Oder nur einmal starten und sich in jeder Klasse in die man hinein passt, platzieren lassen wenn man die Meisterschaften zusammenlegt…..ein Scherz, oder eine Überlegung wert ?????

  8. x sagt:

    [quote name=“Lena“]Lieber x,
    Das war Ironie. Ein Witz! Weil ich es lächerlich finde, dass Württemberg Jugendeinheiten schickt[/quote]

    Dann bitte ich um Entschuldigung, hatte es nicht als solche erkennen können!
    Sehe es absolut genau so! Vorallem weil Senioren bzw. Junioren Formationen hätten starten können!

  9. Lena sagt:

    Lieber x,
    Das war Ironie. Ein Witz! Weil ich es lächerlich finde, dass Württemberg Jugendeinheiten schickt

  10. x sagt:

    [quote name=“Lena“][quote name=“Wolfgang“]Man könnte vielleicht die DMM der Jungend und Senioren in einen Tag legen, dann würden vielleicht auch mehr Bundesländer den weiten Weg auf sich nehmen[/quote]

    Lieber Wolfgang,
    Das ist eine klasse Idee nur leider kann dann Württemberg nicht teilnehmen, weil dann müssten sie ihre Einheiten zweimal starten lassen.[/quote]

    Und nur weil Württemberg das nicht kann, darf es nicht gemacht werden?
    Dann müsste man sich halt entscheiden ob Jugend oder Senioren aber warum soll für vier Landesverbände eine extra Meisterschaft ausgerichtet werden? Im Grunde ist es viel Geld und viel Arbeit für den Ausrichter für wenig Lohn!

  11. Lena sagt:

    [quote name=“Wolfgang“]Man könnte vielleicht die DMM der Jungend und Senioren in einen Tag legen, dann würden vielleicht auch mehr Bundesländer den weiten Weg auf sich nehmen[/quote]

    Lieber Wolfgang,
    Das ist eine klasse Idee nur leider kann dann Württemberg nicht teilnehmen, weil dann müssten sie ihre Einheiten zweimal starten lassen.

  12. Wolfgang sagt:

    Man könnte vielleicht die DMM der Jungend und Senioren in einen Tag legen, dann würden vielleicht auch mehr Bundesländer den weiten Weg auf sich nehmen

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