WM-Countdown: x – 3 Wochen
In genau drei Wochen ist es so weit: Für den Großteil der deutschen Nationalmannschaft, nämlich für alle Jugend-, Junioren-1- und Junioren-2-Starter, beginnt die WM. Endlich! Nachdem sie am Sonntag, den 29. Juni hoffentlich gut in Paris angekommen sein werden und Montag und Dienstag zweimal trainiert haben werden, ist am Mittwoch, den 2. Juli ihr erster Wettkampftag. Zeit für eine kleine Vorschau.
Im Vergleich zur letzten Jugend- und Junioren-WM 2012 in Orlando steht eine komplette Altersklasse mehr auf dem Programm und vom Veranstalter gibt es dafür nur einen Wettkampftag oben drauf. Das hat einen nahezu unverschämten Zeitplan zur Folge: Mittwoch von 8.30 bis 22.06 Uhr, Donnerstag von 8.30 bis 22.40 Uhr, Freitag von 9 bis 22.05 Uhr und Samstag von 9 bis 19.19 Uhr. Das kann ja lustig werden…
Aber wenn am Ende ein Weltmeistertitel für Deutschland rausspringt, würden wir auch bis 3 Uhr nachts in der Halle bleiben… Hier nochmal zur Orientierung die Nominierung des DSAB, die zumindest für die diversen Age Groups inzwischen auch von der FIG durch die namentliche Meldung bestätigt wurde.
Jugend
Seit 2010 gab’s für Deutschland Edelmetall ausschließlich in der Altersklasse Jugend. Bei den 11-16-Jährigen ist ein Medaillenerfolg zumindest vorstellbar, ab 12-18 bis hin zu den Senioren wird er, realistisch betrachtet, immer mehr zur Unmöglichkeit. Zumindest derzeit.
Insofern haben wir Glück, dass immerhin zwei der fünf deutschen Top-Formationen noch in der Altersklasse Jugend starten. Allen voran Camille Herrmann und Lilly Kutta, die ja letztes Jahr schon bewiesen haben, dass sie den Sprung aufs Treppchen schaffen können. Macht’s noch mal, Mädels!!! Und auch Sarah Arndt, Anika Liebelt und Johanna Schmalfuß – Vierte bei der EM 2013 – haben das Potenzial für eine Medaille. Wenn sie einen guten Tag erwischen, sich ihre Nervosität in Grenzen hält und vor allem wenn es der kleinen Johanna gelingt, ihre scheinbar grenzenlose Freude an der Sportakrobatik genauso glaubhaft und ansteckend rüberzubringen wie zuletzt auf deutscher Ebene, dann, tja dann, wer weiß…
Mit 41 Damenpaaren und 39 Damengruppen sind allerdings ausgerechnet diese beiden Disziplinen mit den besten Deutschen am Start auch die mit der größten Konkurrenz. Hinter den deutschen Favoritinnen haben unsere jeweiligen Zweitbesetzungen in diesen Disziplinen die Chance, relativ entspannt erstmals WM-Luft zu schnuppern.
Spannend wird sein, wo sich unsere beiden Mixed Paare bei ihrem internationalen Debüt einreihen. Meine Prognose: Eines von beiden schafft den Sprung ins Finale.
Und am Ende holt dann bestimmt jemand ganz anderes völlig unerwartet die Kastanien aus dem Feuer. Immerhin gilt es eine Serie zu erhalten: Seit 2006 hat Deutschland bei jeder EM und WM mindestens eine Medaille geholt. Vielleicht schafft ja unsere Herrengruppe Sebastian Grohmann, Florian Vitera, Erik Leppuhner und Tom Mädler das Unmögliche? Schon denkbar… Oder gar unsere Herrenpaar-Neulinge?
Junioren
In der Altersklasse Jugend konnte Deutschland in den letzten Jahren noch gut mit dem Rest der Welt mithalten. Von der Altersklasse Junioren 1 an fährt allerdings der internationale Zug ohne deutschen Waggon ab, bis er bei den Senioren von unserem Bahnsteig aus schon kaum mehr zu sehen ist. Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen lässt das Wettkampfprogramm schrittweise immer höhere Schwierigkeiten zu bzw. fordert die sogar. Zum anderen ist unser Trainingspensum (dafür) zu gering: Was zu deutschen Bedingungen möglich ist, ist vor allem für die Altersklasse Senioren schlicht viel zu wenig, die FIG setzt hier 25 bis 30 Stunden Training pro Woche an.
Aus deutscher Sicht kann man wohl sagen: In etwa wie eine Medaille in der Altersklasse Jugend ist bei den Junioren ein Platz unter den besten Fünf zu bewerten. (Und bei den Senioren ein Platz im einstelligen Bereich.)
Michelle Mausolf, Antonia Ristedt und Gofrahn Solh, Sarah Haslinger und Lara Kielkopf sowie Franz Krämer und Michail Kraft haben sich garantiert alle mindestens den Finaleinzug als Ziel gesetzt und liebäugeln mit Platz sechs aufwärts. Das ist auch nicht unrealistisch.
Interessant zu beobachten wird sein, ob unser zweites deutsches Junioren-1-Damenpaar Jana Mendel und Xenia Mehlhaff für unser Paar Nummer eins auf internationalem Parkett eine ähnlich harte Konkurrenz darstellen kann wie zuletzt immer wieder auf nationaler Bühne. Unsere Herrengruppe wird den Finaleinzug wohl nicht packen.
Junioren 2
Die Junioren 2 sind für mich diesmal wie eine Handvoll Überraschungseier: Bei fünf Formationen und einer Figur in nur jedem siebten Ei ist statistisch zumindest nicht gesichert, dass sich ein Erfolg einstellt…
Bei der Junioren-EM 2013 mauserten sich Paul Behrendt und Lukas Teichmann zu so etwas wie der großen Überraschung aus deutscher Sicht. Können sie diese Welle weiter reiten? Ihre Vereinskolleginnen Diana Dierich und Emily Langenmayr kannten sich vor einem Dreivierteljahr noch gar nicht. Sie könnten ihr gemeinsames internationales Debüt also locker angehen. Im Riesaer Masterplan ist die WM 2014 für die beiden doch sicher nur ein erstes Kräftemessen, eine Generalprobe für die Heim-EM 2015, oder?
Ganz außergewöhnlich: Paulina Klement vom zweiten deutschen Junioren-2-Damenpaar hat zuletzt zwei Wettkämpfe in anderen Disziplinen (erfolgreich) bestritten.
Und last but not least noch unsere beiden Überraschungseier aus Dresden: Sowohl unsere Damengruppe als auch unser Mixed Paar könnten sich durchaus als Sammlerstück von hohem Wert entpuppen, wenn sie genau zur WM in optimaler Form und Verfassung sind.
Senioren
In den Disziplinen Mixed-Paar und Damengruppe lautet für die unsere Starter die Aufgabe, für Deutschland im Idealfall zwei Tickets für die European Games 2015 in Baku – leider ist die Sportakrobatik nur in diesen beiden Disziplinen vertreten – zu erkämpfen. Die Teilnahme in Baku könnte für den DSAB hinsichtlich Fördergelder vom Bundesinnenministerium noch von größter Bedeutung sein. Die jeweils besten zehn europäischen Nationen in den beiden Disziplinen erhalten ein Ticket. Klingt relativ einfach, ist aber bei den Damengruppen mit 18 Nationen am Start, 13 davon aus Sport-Europa, gar nicht so ohne. Genauer gesagt: Die Qualifikation für Baku wäre ein Riesenerfolg. Unser Mixed Paar Nikolai Rein und Sophie Brühmann müsste bei 13 Nationen am Start, aber nur zehn aus Sport-Europa, das Ticket zum Glück schon sicher haben.
Unser Mixed Paar? Waren das nicht mal zwei?? Schon, aber leider müssen Oliver Edelmann und Eva Breisch verletzt passen. Eva hat sich letzte Woche den Arm gebrochen. Akrobastisch.de wünscht gute Besserung. Hoffen wir, dass es bis zur und natürlich auch während der WM bei diesem einen Ausfall bleibt!
Unsere Herrengruppe Rico Dietze, Tobias Otto, Vincent Kühne und Laurin Werner sowie unser Herrenpaar Patrick Schönholz und Johannes Weiße werden bei jeweils zehn Nationen am Start schon reichlich damit zu kämpfen haben, am Ende zumindest nicht mit der roten Laterne dazustehen.
Hier ist übrigens zum Abschluss noch der Zeitplan für die Senioren.
Category: WM 2014 in Paris