EM 2013: Sekt oder Selters?
Am Mittwoch geht es los! Der erste und deutlich größere Teil der Nationalmannschaft, nämlich die Age Groups 11-16 und 12-18, fliegt nach Portugal zur Europameisterschaft. Die Wettkämpfe in Odivelas sind der Jahreshöhepunkt für die deutsche Sportakrobatik. Was dürfen wir uns ausrechnen? Eine Prognose.
Alle gemeinsam kämpfen die Deutschen um den Erhalt einer Serie: Seit 2006 gab es bei jeder Welt- und Europameisterschaft eine Medaille für den DSAB.
Leider treten viele der aktuell besten deutschen Formationen ausgerechnet in den Kategorien mit so ziemlich der größten Konkurrenz überhaupt an: 20, 21 bzw. sogar 27 Meldungen gab es bei den Damenpaaren und Damengruppen in der Age Group 12-18 sowie bei den Damengruppen in der Jugend. Das entspricht allein jeweils 15 oder 16 Nationen, die sich um acht Plätze im Finale streiten – von einem Platz auf dem Siegerpodest erst gar nicht zu reden… Eine fast schon aussichtslose Ausgangssituation für Sarah Haslinger und Lara Kielkopf, Michelle Mausolf, Antonia Ristedt und Gofrahn Solh sowie Sarah Arndt, Anika Liebelt und Johanna Schmalfuß. Sie dürften zwar richtig gute Wertungen holen und vermutlich sogar die höchsten Noten überhaupt für Deutschland – bei so viel Konkurrenz wird ihnen das allerdings nicht viel nützen, wahrscheinlich reicht es nicht einmal zum Finaleinzug. Der wäre in diesen Kategorien schon ein Mega-Erfolg.
Doppelt schwer wird es folglich für die jeweils zweiten deutschen Starter in diesen Kategorien: Felicitas Müller-Haberstock und Tamara Kruse, Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor sowie Lisa Müller, Nancy Deger und Lina Ebert. Sie müssten sich in erster Instanz vor allem auch gegen die eigenen Teamkollegen durchsetzen, wenn sie ins Finale wollen. Denn das Reglement will, dass in jeder Kategorie pro Nation zwar jeweils zwei Formationen an den Start gehen dürfen, ins Finale kommt aber nur ein Vertreter pro Land.
Fast dieselbe Masse an Konkurrenz finden auch Celine Caro und Pia Seckler sowie Camille Herrmann und Lilly Kutta bei den Jugend-Damenpaaren vor.
Da kann das Ziel fast nur lauten, eine Leistung zu zeigen, mit der man selbst zufrieden sein kann.
Chancen für Tim und Rosa sowie die Dresdner Jungs
Besser sieht es da schon für das deutsche Herrenpaar und Mixed Paar in der Age Group 12-18 aus: Hier trifft großes deutsches Potenzial auf nicht allzu viel Konkurrenz: Franz Krämer und Michail Kraft sind bereits sicher im Finale, haben dort allerdings mit Ausnahme von Armenien ausschließlich Top-Nationen gegen sich. Einen Gegner in der Qualifikation ausschalten müssen Tim Sebastian und Rosa Löhmann, um ins Finale der besten Sechs einzuziehen. Für Tim und Rosa könnte gegen Konkurrenz aus den Niederlanden, Armenien und Israel sogar mehr gehen, wenn sie ihre Elemente sicher auf die Matte bringen. Eine super Artistiknote müsste ihnen ohnehin gewiss sein. Die Wiederholung ihres Medaillengewinns von vor zwei Jahren bei der Jugend-EM in Bulgarien scheint nicht unmöglich.
Auf dem Papier die besten Chancen haben wie fast immer die Herrengruppen in der Altersklasse Jugend: Sie müssen sich mit am wenigsten Konkurrenz plagen. Sebastian Grohmann, Florian Vitera, Erik Leppuhner und Tom Mädler bräuchten überhaupt nur eine einzige Konkurrenzgruppe hinter sich zu lassen, um eine Medaille zu gewinnen. Die Gegner kommen mit England, Russland und Bulgarien zwar aus Top-Nationen schlechthin und dürften unter normalen Umständen für Deutschland nicht zu schlagen sein. Einen Sturz hat es ja aber bekanntlich gerade bei den Herrengruppen schnell und dann ist alles möglich. Johannes Belovencev, Alexander Jakovlev, Kirill Mill und Andreas Felker sind in der Age Group 12-18 zwar ebenfalls bereits sichere Finalisten, haben dort aber zwei Gegner mehr als ihre jüngeren Kollegen.
Kurzum: Wenn es um den Erhalt der eingangs beschriebenen Serie geht, ruhen die gesamten deutschen Hoffnungen meiner Meinung nach auf Tim und Rosa sowie Sebastian, Florian, Erik und Tom.
Eine Woche darauf hätten theoretisch Diana Dierich und Yasmin Sroka, Paul Behrendt und Lukas Teichmann sowie Tobias Otto, Vincent Kühne, Moritz Löhmann und Laurin Werner auch noch die Möglichkeit, bei den Junioren die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Je höher allerdings die Altersklasse, desto weiter driftet erfahrungsgemäß die Leistungsschere zwischen Deutschland und der Weltspitze auseinander.
Die angenommene Anzahl der gegnerischen Formationen und Nationen basiert auf der definitiven Meldung gemäß der UEG.
Category: EM 2013 in Lissabon