Zurück aus Göppingen (2): DM
Der zweite Bericht aus Göppingen widmet sich zum Einstieg folgender Frage: Wenn man die Deutsche Meisterschaft der Jugend – nebenbei bemerkt exzellent ausgerichtet – auf eine einzige Formation reduzieren müsste, welche wäre das?
Zweifellos: Tim Sebastian und Rosa Löhmann aus Dresden, oben zu sehen nach der Siegerehrung mit Martin Gerster (rechts), Mitglied des Bundestages und DSAB-Präsident, und Klaus Riegert, ebenfalls Mitglied der Bundestages. Obwohl bei dieser Meisterschaft sehr viele Formationen Sportakrobatik auf einem enorm hohen Niveau präsentierten, ragten sie mit ihrer Leistung einmal mehr aus der Masse heraus, erhielten selbstverständlich die Tageshöchstwertung und avancierten wie so oft zum Publikumsliebling. Mit über vier Punkten Rückstand verwiesen sie bei den Mixed Paaren die ebenfalls starken Alexander Moroz und Yasmin Sroka aus Riesa auf Rang zwei.
Den Dresdnern vergleichsweise dicht auf den Fersen und auf jeden Fall auf Platz zwei in der inoffiziellen Kategorie „Formation des Wettkampfes“ liegt ein weiteres Paar: Das Damenpaar Sarah Haslinger und Lara Kielkopf aus Ebersbach, das mit spielerischer Leichtigkeit unter anderem das schwierigste Element des Wettkampfes vorführte: Knotenaufgrätschen auf der Vorderbeuge. Dennoch stand ihr Sieg nach zwei Durchgängen auf der Kippe. Am ersten Wettkampftag sahen die Kampfrichter Paulina Haas und Nisha Virmani aus Mainz gleichauf mit den Württembergerinnen. Die Mainzerinnen vertraten ja im letzten Jahr Deutschland bei der Jugend-WM und haben offenbar einen Bonus bei den Kampfrichtern. Auch bei ihrer durchwachsenen Kombi-Übung drückten die Unparteiischen beide Augen zu und verhalfen ihnen so zu Platz zwei im Mehrkampf. Bronze ging an Diana Dierich und Wlada Maslyakova vom SC Riesa vor Sarah Staib und Lea Fuchs aus Friedberg und Ricarda Kreuels und Francesca Meola aus Grafenau. Letztere sind erste Anwärter auf den Pechvogel-Pokal des zweiten Wettkampftages: Die Elemente in ihrer Kombi-Übung klappten allesamt, bei einem unseligen Abgang verloren sie allerdings kurz das Gleichgewicht und stürzten.
Großes Pech hatten auch Max Hoppe und Jonas Conrad aus Leipzig, aber schon am ersten Wettkampftag: Sie waren bestes Herrenpaar am Start, machten keine Fehler und wurden trotzdem nicht Sieger: Ein Fehler in der Zusammenstellung ihrer Balance-Übung, der der zuständigen Kampfrichterin bei der Kontrolle der Übungen vor dem Wettkampf wohl durchgerutscht war, kostete sie sowohl Balance- als auch Mehrkampf-Gold. Der Sieg ging an Paul Behrendt und Lukas Teichmann aus Riesa.
Sogar noch einen Tick stärker als bei den Damenpaaren war die Konkurrenz bei den Trios: Dennoch merkte man bei den Titelverteidigerinnen Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor aus Dresden von Druck keine Spur. Fehlerfrei erturnten sie sich dreimal Gold. Merry-Anne Laurisch, Nancy Deger und Lilly Radeck aus Hoyerswerda – im Vorfeld als stärkste Gegner der Dresdnerinnen gehandelt und nicht zu Unrecht, wie Platz zwei in Tempo beweist – patzten in Balance schwer und kegelten sich damit selbst aus dem Rennen um eine gute Platzierung im Mehrkampf. Auffallend hart gingen die Kampfrichter am ersten Wettkampftag mit den Schwerinerinnen Michelle Mausolf, Antonia Ristedt, Gofrahn Solh ins Gericht, dafür landeten ihre (zuletzt in der Regel schwächeren) Vereinskolleginnen Lisa Rutenkolk, Anna Maria Düsterhöft und Alina Runge auf dem zweiten Rang. Am Sonntag wechselten dann die Vorzeichen: Michelle, Antonia und Gofrahn erhielten die höchste Note für ihre kombinierte Übung und konnten sich im Mehrkampf noch Bronze sichern, Anna Maria hingegen verletzte sich bei der Landung nach ihrem individuellen Salto, stürzte und turnte aber anschließend trotzdem die Kür zu Ende. Den Vizemeistertitel im Mehrkampf gab es für Leonie Bergner, Julia Schilling und Paulina Klement vom gastgebenden TV Faurndau: Nur ein ärgerlicher Flüchtigkeitsfehler in Balance warf einen kleinen Schatten auf ihre ansonsten nahezu perfekte Vorstellung.
Eindeutig waren die Ergebnisse bei den Herrengruppen: Die beiden EM-Kandidaten aus Hofherrnweiler und Dresden setzten sich souverän gegen die beiden Konkurrenzgruppen aus Ottendorf-Okrilla und Düsseldorf durch, und Tobias Otto, Vincent Kühne, Moritz Löhmann und Laurin Werner aus Dresden wiederum klar gegen Tomas Caro Bauder, Niko Schrade, Marcel Gräßle und Johannes Weiße aus Hofherrnweiler.
Im Fazit: Zwölf Goldmedaillen gehen nach Sachsen, davon allein neun nach Dresden. Württemberg bleibt zweimal und Rheinland-Pfalz einmal Gold.
Abschließend noch ein paar Sätze zum Starterfeld: Wie gesagt, das Niveau war über alle Disziplinen hinweg und bei den Damenpaaren und -gruppen bis in den zweistelligen Bereich der Siegerliste hinein enorm hoch, ein über zehnstündiges Mammutprogramm wie das am Samstag ist aber hart an der Grenze zum Unzumutbaren für alle Beteiligten, insbesondere für die ja noch zum Teil recht jungen Sportler. So erfreulich die inzwischen ja regelmäßig vermeldeten Teilnehmerrekorde auch sind, über kurz oder lang wird der DSAB neue Wege gehen müssen, um die Teilnehmerzahlen in einem machbaren Rahmen zu halten. Zum Beispiel: Die Anzahl von Formationen pro Bundesland begrenzen, regionale Qualifikationen vorschalten (wie in den Podestdisziplinen der Schüler- und Jugendklasse), den Mehrkampf als Finale austragen oder die Altersklassen (schrittweise) an die internationalen Standards anpassen.
Category: Deutsche Meisterschaften
Ich bin ein vereinsunabhängiger Akrofan und verfolge die Wettkämpfe und Siegerlisten immer genau. Beim Studium der Siegerlisten muss ich Johannes aber recht geben. Hofherrnweiler hat tatsächlich die Deutsche Vizemeisterschaft in der Balance Gruppe errungen. Vielleicht ist dies wegen der EM-Nominierung untergangen, da Hofherrnweiler nicht die Altersvoraussetzungen hat.Aber diese Leistung muss ja auch anerkannt werden. Die Mädchen haben super geturnt.
er hat halt die besten von der jeder Disziplin hingeschrieben und des waren halt andere. Wenn er jeden aufzählt der wegen Fehler nicht oben ist dann dauerts lang
Hallo Sebastian, guter Artikel und viel Lob für Deine Seite. Bei den Damentrios hast du wohl übersehen das Hofherrnweiler auch ganz stark war. Vizemeister in Balance trotz 0,3 Punkte Abzug für sichtbare Unterwäsche. In der Tempoübung mußten sie einen Punkt Abzug hinnehmen weil ein FlickFlack in Pose gelandet wurde. Ein Leichtsinnsfehler der viele Plätze kostete aber nicht die Leistung verschmälert.Zählt man den Punkt zum Mehrkamfergebnis dazu wäre es klar die Vizemeisterschaft gewesen.