Nikolaj Dewataikin ist zurück!
Schweren Herzens musste der SC Riesa in diesem Frühjahr sein Herrenpaar Lukas Claus und Nikolaj Dewataikin verabschieden. Ohne die Erfolgsgaranten der letzten Jahre fiel die Weltmeisterschaft im Sommer für den Sportclub relativ ernüchternd aus: keine einzige Finalteilnahme, das gab es schon lange nicht mehr! Den Schlussstrich des Lukas Claus vor allem aus persönlichen Gründen musste man akzeptieren. Aber würde tatsächlich auch der ambitionierte Nikolaj seine Karriere an den Nagel hängen? Das wäre ein herber Verlust gewesen! Jetzt hat man in Riesa eine neue Herausforderung für den noch 14-Jährigen gefunden. Nikolaj ist zurück!
Auch wenn er zunächst sehr überzeugend ebenfalls das Ende seiner Karriere angekündigt hatte… Insgeheim hatten die Verantwortlichen in Riesa immer darauf spekuliert, dass Nikolaj es ohne die Sportakrobatik nicht aushalten würde. Also gönnten sie ihm die gewünschte Auszeit – und sollten Recht behalten. Heute gibt Nikolaj zu, dass er schon nach wenigen Wochen die Sportakrobatik gewaltig vermisste. Kein Wunder, denn der Leistungssport bestimmte mehr als alles andere Nikolajs Leben, seit er im Alter von neun Jahren aus Minusinsk nach Deutschland kam. Und bereits dort hatte der Sohn eines erfolgreichen Judoka und einer Akrobatiktrainerin im Klub der Mutter die ersten Erfahrungen erlernt.
An einem hielt er aber hartnäckig fest: Als Obermann wollte er auf keinen Fall zurück auf die Matte! Dabei hätten sich gleich mehrere Kandidaten liebend gern als Basis für den zweimal auf Welt- und Europameisterschaften mit Edelmetall ausgezeichneten Nikolaj zur Verfügung gestellt. Sogar ein in Dresden wohnhafter russischer Ex-Weltmeister der Sportakrobatik in der Disziplin Herrengruppe klopfte beim Sportclub an. Aber Nikolaj wollte partout nicht mehr zurück in die Zwänge eines Obermanns: „Da stehst Du eh schon fast jeden Tag in der Halle. Und dann musst Du als Obermann auch noch ganz genau darauf achten, was du isst, um Dein Gewicht zu halten.“ Wenn man dabei – wie Nikolaj zuletzt – auch noch einen Wachstumsschub hat, fällt das natürlich besonders schwer. „Der Leistungssport verfolgt einen dann 24 Stunden am Tag!“ Entsprechend war er heilfroh, als ihm das Trainerteam die Chance anbot, als Untermann wiedereinzusteigen. Nach einigen Tests mit verschiedenen Partnern und in unterschiedlichen Disziplinen – sogar in einer Herrengruppe – war schnell entschieden: Sein neuer Partner sollte Michail Kraft werden!
Der Neue
Michail – zehn Jahre alt, einen Meter und 28 Zentimeter groß, 23 Kilo leicht – hat die Ausbildung von Nina Blintsov genossen. Fünf Jahre lang hat sie ihm die Grundlagen des Kunstturnens und damit auch die der Sportakrobatik beigebracht. Bereits im Mai dieses Jahres hat der ebenfalls in Russland geborene Michail einen ersten Ausflug in die Welt der Sportakrobatik unternommen: Bei der Deutschen Meisterschaft der Schüler trat er am Podest an und holte Bronze. Schon damals erntete er viel Anerkennung für seine schwierige Darbietung, insbesondere für seine eindrucksvolle Stützwaage. Lediglich beim Rückwärtssalto war er etwas übermotiviert und stürzte, wodurch am Ende nur der dritte Platz heraussprang.
Seit August ist Michail jetzt fest bei den Akrobaten eingestiegen. Sowohl für ihn wie auch für Nikolaj war die neue Partnerschaft absolut unbekanntes Terrain: Michail hatte bis dato immer nur auf Geräten wie dem Barren, dem Seitpferd oder dem Podest geturnt. An die vergleichsweise wackeligen Arme eines Untermanns musste er sich erst gewöhnen. Und auch für den bisherigen Flieger und Top Nikolaj waren es die allerersten Schritte als Basis gewesen. Entsprechend holprig lief es am Anfang, aber inzwischen haben die beiden schon große Fortschritte erzielt: „Vor allem Balance fällt uns gerade recht leicht“, meint Nikolaj, der seinen neuen Job als Träger und Werfer im Übrigen richtig klasse findet. Im nächsten Jahr will das Herrenpaar bei der Europameisterschaft in der Jugendklasse antreten und am besten gleich die nächste internationale Medaille für Deutschland in dieser Kategorie abstauben. Langfristig strebt zumindest Nikolaj nichts Geringeres als den Weltmeistertitel an.
Zum ersten Mal in Aktion wird man Nikolaj und Michail voraussichtlich am 4. Dezember beim Erzgebirgscup in Schwarzenberg sehen.
Category: Personalien und Verbandsangelegenheiten
Viel Erfolg in dieser neuen Zusammenstellung! Das wird bestimmt gut klappen!