WM-Vorschau (2)
Weltaltersgruppenwettkämpfe der Sportakrobatik. Oder im englischen Original: Acrobatic Gymnastics World Age Group Competitions. Es hat sportpolitische und sicher nicht zuletzt finanzielle Gründe, warum die FIG keine Weltmeisterschaften für die Jugend und Junioren ausrichtet. Denen werde ich mich aber nicht unterwerfen und so ein unsinniges Namensungetüm verwenden. Ich werde weiterhin von der Jugend- bzw. Junioren-WM sprechen. Faktisch handelt es sich ja bei den Wettkämpfen in Polen um nichts anderes…
Jugend (11-16 Jahre)
Die Fakten: Es gehen 27 Damenpaare, 14 Mixed Paare, neun Herrenpaare und 28 Damengruppen an den Start. Unter Berücksichtigung der Doppelstarts einiger Nationen bedeutet das: Bei den Damenpaaren muss man 18 Nationen hinter sich lassen, um ins Finale einzuziehen. Eine schier unlösbare Aufgabe angesichts der überwältigenden Konkurrenz aus allen namhaften Sportakrobatik-Nationen. Da dürften sich Paulina Haas und Nisha Virmani trotz aller Stärke die Zähne ausbeißen. Bei den Damengruppen gilt es immer noch neun Nationen zu schlagen. Auch die deutschen Trios werden es also sehr schwer haben: Können Melina Kuklinski, Katharina Turnwald und Celine Caro-Bauder wie schon bei der EM 2009 erneut den Finaleinzug klarmachen? Ist diesmal nach der Qualifikation Schluss? Werden sie womöglich von den Teamkolleginnen Leonie Bergner, Julia Schilling und Sophie Moser überflügelt?
Nur gegen eine einzige andere Nation und natürlich gegen die eigenen Teamkollegen müssen sich die deutschen Herrenpaare Dennis Stach und Emanuel Lang bzw. Paul Behrendt und Maximilian Scherr durchsetzen, um einen Finalplatz zu ergattern. Das scheint machbar! Wesentlich weiter nach oben dürfte ihr Weg aber wohl nicht führen.
Die größten Hoffnungen darf man sich aus deutscher Sicht wohl bei den Mixed Paaren machen. Hier gehen erstklassige Vertreter ins Rennen: Sowohl Alex Dik und Justice Niesar als auch Tim Sebastian und Rosa Löhmann haben in der Vorbereitung auf diversen Turnieren und Meisterschaften durchweg überzeugt. Tim und Rosa könnten in Wroclaw vielleicht sogar aus dem Schatten von Alex und Justice treten, denn: Bei der Jugend-WM gibt es – anders als bei der Deutschen Jugendmeisterschaft oder manchem Turnier – einen (zusätzlichen) halben Punkt Größenabzug. Den werden Alex und Justice (und übrigens auch das Damenpaar Paulina und Nisha) wie schon in Winterthur wohl in Kauf nehmen müssen. Bei den Mixed Paaren dürfte der Ausgang des deutsch-deutschen Duells also ähnlich spannend werden wie der Vergleich mit der weltweiten Konkurrenz. Ich denke: Wenn Deutschland erstmals in der Altersklasse der 11-16-Jährigen eine Medaille gewinnen sollte, dann bei den Mixed Paaren.
Junioren (12-19 Jahre)
Auf die Gefahr hin, dass es langweilig wird: Auch bei den Junioren ist meiner Meinung nach das Mixed Paar Favorit im deutschen Team: Die Sieger von Swidnica, Winterthur, Riesa und Drittplatzierten von Puurs Wlad Ljubimov und Jean Balogh wollen in die Fußstapfen ihrer Vereinskameraden Denny Böttcher und Annika Grader treten. Ein Jammer, dass auch Wlad und Jean einen Größenabzug werden in Kauf nehmen müssen. Sonst könnte man ja vielleicht sogar über Edelmetall spekulieren. Der Finaleinzug dürfte ihnen aber gelingen, obwohl das bei 22 Mixed Paaren und der Tatsache, dass sie neun Nationen hinter sich lassen müssen, sicher auch kein Selbstläufer wird.
Wenige Titel werden so hart umkämpft sein wie der bei den Junioren-Trios, sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität der Konkurrenz. Mit 32 Formationen hat sich hier das größte Starterfeld überhaupt zusammengefunden, wahrscheinlich auch das stärkste zumindest im Jugend- und Juniorenbereich. Innerhalb der deutschen Mannschaft kann man wohl annehmen, dass sich wie schon bei der nationalen Qualifikation vor wenigen Wochen Ann-Sophie Behrendt, Jean Vetter und Wlada Maslyakova vor Lea Sauter mit Ulrike und Helen Bergmann platzieren werden. Aber gelingt ihnen auch der Sprung ins Finale? 13 Nationen müssten sie dafür hinter sich lassen. Keine leichte Aufgabe!
Last but not least die Damenpaare: 23 Duos haben sich angemeldet. Zehn Nationen muss man schlagen, um das Finale zu erreichen. Bei der EM im vergangenen Jahr ist das Jennifer Zeiner und Amrei Eichhorn geglückt. Wenn sie unfallfrei durch den Wettkampf kommen, ist ihnen das wieder zuzutrauen. Kaum einzuschätzen hingegen ist das zweite deutsche Paar Christina Gärtner und Helena Goletz, die seit dem letzten Herbst gar keinen Wettkampf mehr bestritten haben. Wir werden uns überraschen lassen müssen.
Category: WM 2010 in Wroclaw