Rückblick auf die Schülermeisterschaft

| 11. Mai 2010 | 2 Comments

Die überragenden Formationen der Schülerklasse

Die deutsche Schülerklasse kennt derzeit zwei überragende Formationen: Das sind Sarah Haslinger und Lara Kielkopf aus Ebersbach sowie Katharina Bräunlich, Laura Jolitz und Flora Sochor aus Dresden. Beide Formationen dominierten in unvergleichlicher Manier ihre Disziplinen und sicherten sich souverän Gold sowohl in Balance als auch in Tempo.

Beide gingen als Titelverteidiger ins Rennen, waren sie doch 2009 schon ein- (Dresden) bzw. sogar zweimal (Ebersbach) Deutsche Schülermeister geworden. Dem daraus resultierenden Erfolgsdruck wurden sie ohne Probleme gerecht. Die Württembergerinnen Sarah und Lara sicherten sich nebenbei auch noch das Kuscheltier, das es als Belohnung für die Tageshöchstwertung gab.

Katharina, Laura und Flora konnten sich zweimal bei den Damengruppen durchsetzen, obwohl das mal wieder die am stärksten besetzte Disziplin war: 19 Trios wären gerne ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Die drei Dresdnerinnen sind dabei die Spitze einer überwältigenden sächsischen Mannschaftsleistung: Zehn von zwölf Goldmedaillen sowie viele weitere silberne und bronzene Plaketten sahnte der Landesverband Sachsen ab.

Alexander Morosz und Yasmin SrokaIn den traditionell schwächer besetzten Disziplinen mit männlicher Beteiligung bestand die Leistung Sachsens vor allem darin, das entsprechende Personal auf die Beine zu stellen: So gingen beispielsweise zwei junge Herrengruppen aus Dresden und Ottendorf-Okrilla an den Start. Sie stritten sich allein um die Titel. Bei den Herrenpaaren und Mixed Paaren war jeweils nur ein Duo aus Nicht-Sachsen vertreten, das im Kampf um die Titel unterlegen blieb. So avancierte der Leipziger Max Hoppe zum großen Gewinner des Tages, der mit Jonas Conrad im Herrenpaar und Samantha Aurich im Mixed Paar insgesamt gleich vier Deutsche Meistertitel holte. Unter anderem in der Konkurrenz: Alexander Moroz und Yasmin Sroka (Bild) aus Riesa. Die beiden trainieren erst wenige Wochen zusammen. Auch wenn sie in Balance patzten, ihre Namen sollte man sich merken: Denn Trainer Igor Blintsov sagt den beiden eine große Zukunft voraus und prophezeit, dass sie die nächste internationale Medaille für Riesa holen werden.

Aus bayerischer Sicht sorgten die Friedbergerinnen Sarah Staib und Lea Fuchs für einen bronzenen Glanzpunkt. Weniger die Medaille an sich ist bemerkenswert, sondern vielmehr die Tatsache, dass sie in Balance 15 Konkurrentinnen hinter sich lassen konnten. Das gelang einer bayerischen Formation auf einer Deutschen Meisterschaft schon richtig lange nicht mehr.

Auch jenseits der Wettkampfmatte muss man zu Superlativen greifen, um die Deutsche Schülermeisterschaft 2010 in Worte fassen zu können: Zum einen stellte der Dresdner SC unter Beweis, dass er für beste Organisation steht. Die Helfer schufen einen ausgezeichneten Rahmen für diesen Wettkampf, zum anderen konnte sogar ein Rekord verzeichnet werden: So viele Teilnehmer begrüßte der DSAB noch nie zu einer Deutschen Schülermeisterschaft. Die deutsche Sportakrobatik befindet sich im Aufwind. So scheint es und so hoffen wir.

Wenn dieser Aufwind der deutschen Sportakrobatik tatsächlich anhält und nicht als heißes Lüftchen wieder schnell verfliegen sollte, wirft das aber auch Fragen auf: Selbst wenn der professionelle Torsten König die Veranstaltung wie gewohnt kurzweilig wegmoderiert, verliert ein zehnstündiger Wettkampf doch auch irgendwann seinen Reiz, streng genommen ist so ein Programm sogar kaum zumutbar: Insbesondere für die Kampfrichter nicht, von denen ununterbrochen höchste Konzentration gefordert wird. Zudem steigern solche Mammutveranstaltungen nicht gerade die Attraktivität unserer Sportart für das Publikum.

Hier besteht Handlungsbedarf, da es sich bei der Deutschen Schülermeisterschaft am vergangenen Samstag um keine Ausnahme handelt, sondern schon am nächsten Samstag zur Deutschen Jugendmeisterschaft erneut ein zehnstündiges Programm wartet. Was also tun? Hier und da kann man die Wettkämpfe vielleicht noch organisatorisch entzerren und beispielsweise die Schülermeisterschaft auf zwei Tage ausdehnen, die Junioren- und die Seniorenmeisterschaft wieder trennen und womöglich sogar Wettkämpfe, die sich ganz besonderer Beliebtheit erfreuen, auf ein komplettes Wochenende verteilen: also von Freitagabend bis Sonntagnachmittag.

Sinnvoller wäre es aber wohl, (wie auch in den Podestdisziplinen) Qualifikationswettkämpfe vorzuschalten und auf diese Weise der Flut von jungen Sportlern Herr zu werden. Denn nicht alle, die in Dresden antraten, hatten unbedingt ein Leistungsniveau, das den Start auf einer Deutschen Meisterschaft rechtfertigt. Regionale Süd-, Ost- und Nordwestdeutsche Meisterschaften könnten hier als Filter dienen, wenn aus jedem der drei Pools vier oder fünf Formationen auf die nationale Ebene vorrücken dürfen. Oder man gesteht die Vorentscheidung direkt den einzelnen Landesverbänden zu und lässt aus den starken Landesverbänden drei, aus den mittelstarken zwei und aus den schwachen nur eine Formation zur Deutschen Meisterschaft zu. Des Weiteren könnte man über ein Verbot von Doppelstarts (sowohl innerhalb einer Altersklasse wie auch darüber hinaus) nachdenken. Ich bin gespannt, wann solche Maßnahmen offiziell debattiert werden.

 

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Category: Deutsche Meisterschaften

Comments (2)

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  1. Pia sagt:

    Also im Schüler-und Jugendbereich könnte man die Qualifikationswettkämpfe schon einführen, aber bei den Junioren und Senioren wäre das wohl keine gute Idee, da ja hier sehr viel weniger Starter vorhanden sind, wie z.B. bei den Damenpaaren!

  2. Lissi sagt:

    Schade ist es schon, wenn für manche Gruppen dann das Erlebnis DM fehlt. Aber Sebastian hat schon Recht. Es ist auch nicht gut, wenn Veranstaltungen zur Qual werden, vor allem weil viele Sporthallen nicht einmal halbwegs bequeme Sitzgelegenheiten bieten. Grüße!

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